Augustus war jedoch bloß ein Diener des alten Gottes, den er wählte. Denn die drei Artefakte der verbotenen Stadt repräsentierten Chattur’gha, das Wesen der Materie, Ulyaoth, den abwesenden Horror und Xel’lotath, die Göttin des Wahnsinns. Diese Alten wurden einst aus unserem Universum verbannt und versuchten seitdem wieder die Herrschaft zu erlangen. Dafür benötigten sie Diener wie Pius Augustus, die ihre Ankunft vorbereiteten. Ihr Gefängniswächter, der Totengott Mantorok, residierte bereits auf Erden. Entgegen seiner Welten-erobernden Artgenossen, schien, der aus unzähligen Augen und Mäulern bestehende, Mantorok jedoch der Menschheit wohlgesonnener zu sein. Unter den damals lebenden Khmer galt er als Gott der Fruchtbarkeit. Genau deshalb wurde es zu einem von Augustus ersten Zielen, Mantorok zu vernichten. Der Lich belegte den alten Gott mit einem mächtigen Bindungszauber, auf dass er nicht länger seine Untertanen beschwören konnte und im Laufe der folgenden Jahrhunderte verhungern würde.
Unter dem Deckmantel von Kriegen begann anschließend eine 2000-jährige Vorbereitung auf Xel’lotaths Ankunft. Pius Augustus und dessen Untertanen errichteten Dämonen-Kolonien, wie Ehn’gha auf dem gesamten Erdball und fütterten die Wächter mit dem Fleisch und Knochen von Menschen. Im Laufe der Jahrhunderte schlüpfte der Lich in die Rollen unzähliger Kriegsherrn und zettelte Konflikte auf der ganzen Welt an, damit täglich Tausende als Futter dienten. Jene, die dabei seine Verkleidung durchschauten und das wahre Ich des Lichs erkannten, führte er einem anderen Zweck zu: Der Säule des Fleisches. Sie repräsentierte den vorletzten Schritt der Beschwörung, den Augustus vor der Planetenausrichtung im Jahr 2000 benötigte. 1460 heuerte der Lich den venezianischen Architekten Roberto Bianchi an, die Säule des Fleisches auf dem Dämonen-verseuchten Fundament der Verbotenen Stadt zu errichten. Anschließend verendete auch Robertos Körper als Teil des Monuments.
Edward konnte die Anfänge Mantoroks nicht aufdecken. Er wusste nicht, wie der Totengott seinen Weg zu uns fand. Doch war Mantorok weitaus älter als seine drei Rivalen und fand, ungeachtet Augustus Bemühungen, eine Möglichkeit fortzubestehen. Als sich im Jahre 1150 eine Khmer-Tänzerin in seinen verlassenen Tempel verirrte, überließ Mantorok ihr eines seiner Herzen. Die Essenz verschmolz mit der Tänzerin und machte sie so unsterblich, wenn auch nicht unverwundbar. Denn Pius Augustus fand sie kurze Zeit später im Tempel von Angkor Thom und tötete sie. So glaubte er zumindest. Tatsächlich zwang er sie damit lediglich auf Ewig in den Bauwerk zu verweilen.
Mehr als acht Jahrhunderte später, im Jahr 1983, erkundete Archäologe Edwin Lindsey die Ruine Kambodschas und fand die Tänzerin. Die bis auf ihre Knochen abgemagerte Ellia trug Edwin auf, das Herz an sich zu nehmen und zum „Tor des Lichts“ bringen. Einen Ort, den sie ihm in Gedanken zeigte. Es war das Rhode Island Anwesen der Roivas Familie. Wo das Herz fortan in der Bibliothek residierte.
Mit Mantorok schwarzem Herzen unauffindbar, stieg Pius Augustus Furcht, jemand könne sich ebenso eines der anderen Artefakte bemächtigen und deren Macht missbrauchen, um ihm und seinem Meister Xel’lotath Einhalt zu gebieten. So versteckte Augustus Chattur’ghas Artefakt 814 (n.Chr.) tief unter der verlassenen Kathedrale von Amiens im Norden Frankreichs und ließ es von einem dunklen Wächter beschützen. Einem riesigen Dämon, der Xel’lotath selbst ähnelte. Aber nach über tausend Jahren der Wache, wuchs sein Hunger ins unermessliche und die Fesseln schwanden. Pius Augustus fürchtete, ohne Massen an Opfern, würde er nicht länger das Relikt beschützen. So zettelte der Lich einen weiteren Krieg an. Auf dass die Schlacht an der Somme mehr Nahrung in die zum Lazarett umgebaute Kathedrale bringen würde.
Der Plan misslang. Der Reporter Peter Jacob verirrte sich in das Lazarett, bemerkte wie Schwestern genesene Soldaten verschleppten und stieß so auf das unterirdische Versteck, samt sich losreißendem Wächter. Entgegen jener, die in den vorangegangenen Jahren ihr Leben bei der Begegnung ließen, gelang dem Reporter tatsächlich der Sieg. Mit dem Leben und Chattur’ghas Artefakt entkommend, versuchte Peter die folgenden Jahre zu Ergründen, worum es sich handelte. Aber kein Experte der Welt wusste Rat. Erst 1985 verirrte er sich zu Dr. Edward Roivas in Rhode Island, der es Peter mit Vorliebe abnahm.
Das letzte Relikt, jenes des abwesenden Horrors Ulyaoth, entging Pius Augustus wachsamen Augen, obwohl es sich direkt unter seiner Nase befand.
Bereits 565 n. Chr. verirrte sich ein persischer Schwertkämpfer, auf der Suche nach einem Geschenk für seine Geliebte, in die Verbotene Stadt. Doch während seiner ausgiebigen Suche, gab sich seine Geliebte Chandra einem Edelmann hin. Eine Beziehung, die sie teuer zu stehen kam. Denn dessen eifersüchtige Frau, stach Chandra eines Nachts ab und verfluchte sie. Nur noch in der Lage, im Tode einem anderen Menschen nahe sein zu können, erschien Chandra ihrem Geliebten Karim, als dieser Ulyaoths Relikt erreichte. Sie verstand, welch Finsternis das Relikt bringen könne, würde es in die falschen Hände fallen. So überzeugte sie Karim zum ultimativen Opfer. Als rastlose Geister wachte das Liebespaar fortan über das uralte Artefakt und vernichtete jeden, der sich ihm näherte.
Beinahe ein Jahrtausend später, inspizierte Architekt Roberto Bianchi den Tempel, auf dem er Pius Augustus Säule des Fleisches errichten sollte. Zu Karims Verwunderung, verletzte sein Säbel nicht Robertos Fleisch. Der festen Überzeugung, Roberto müsse der Auserwählte sein, überließ er dem Architekten das Relikt. Kurz bevor Augustus den Venezianer für seines Fleischessäule opferte.
Weitere 531 Jahre später, am Ende des zweiten Golfkriegs, löschte ein kanadischer Feuerwehrmann ein ungewöhnliches Ölfeuer im Nahen Osten. Bei Temperaturen heißer als in der Hölle, sprengte Michael Edwards ein gänzlich außer Kontrolle geratenes Ölfeuer und stürzte dadurch an den Fuß des Fleischmonuments. Während er, die im Beton verewigten Körper Augustus Opfer begutachtete, erschien ihm der Geist Roberto Bianchis. Wie Ellia Edwin anwies, so bat auch Roberto Michael, das Relikt zum Tor des Lichts über der Stadt Ehn’gha zu tragen. So begab es sich einige Jahre später, dass der von Wächtern verfolgte Feuerwehrmann, Edward Roivas kontaktierte und ihm das finale Puzzlestück zur Bezwingung der Alten übergab. Edward gelang es noch, das Relikt im Anwesen zu verstecken, dann köpfte ihn einer von Xel’lotath Wächtern.