1997 wollten die aufstrebenden Blizzard Studios, nach Strategie und Action-Rollenspiel-Erfolgen auch in den Adventure Markt vordringen. Sie kündigten WarCraft Adventures an, das jedoch offiziell jedoch nie das Licht der Welt erblickte. Worum WarCraft Adventures ging, wie es sich spielte und warum es eingestellt wurde, erfahrt ihr in den kommenden Minuten.
In der großen Ära der Adventures, als Day of the Tentacle und Sam & Max das Genre prägten, wollte Blizzard Entertainment, gerade berühmt geworden durch WarCraft und Diablo ihr erstes eigenes Adventure herausbringen. Da sie jedoch weder Erfahrung mit der Entwicklung eines solchen Titels, noch den nötigen 2D Animationen hatten, beauftragte Blizzard eine Firma namens Animation Magic damit. Ein halb amerikanisch, halb russisches Unternehmen, welches mit mehreren Zelda Titeln (The Wand of Gamelon) bisher nur wenig erfolgreiche 2D Adventures im Zeichentrickstil für CD-I herausgebracht hatten. Die Firmen einigten sich, dass Blizzard die gesamte Geschichte, sämtliche Dialoge und Soundeffekte handhaben würde, während sich Animation Magic um Zwischensequenzen und alle 2D Animationen kümmern würde.
1997 kündigten sie Warcraft Adventures: Lord of the Clans als „das nächste bedeutende Kapitel in der epischen Warcraft Sage“ an. Was den Spieler zu über 60 atemberaubenden Orten in sieben Regionen Azeroths führen sollte. Es hörte sich grandios an und ein erster Trailer, welcher der StarCraft CD beilag, heizte die Gemüter weiter an. Das Spiel brachte die Charaktere der Warcraft-Welt zum Leben.
Leider blieb es beim Traum des Spiels. Während Blizzard und Animation Magic an WarCraft Adventures arbeiteten, brachten die Meister der Adventures, LucasArts Monkey Island III heraus, was die Animationen und die gesamte Optik ihrer bisherigen Titel und auch Blizzards Spiel verblassen ließ. Als LucasArts dann noch den ersten Trailer zu Grim Fandango zeigte, ein komplettes 3D Adventure, zog Blizzard die Reißleine.
Am 22. Mai 1998 gab Blizzard Entertainment offiziell den Entschluss bekannt, WarCraft Adventures einzustellen. Was ironischerweise weder Animation Magics Schuld war, wie man hätte vermuten können und zu einem Zeitpunkt geschah, als das Spiel bereits zu 95% fertig war. Besonders wegen letzterem war es eine Entscheidung, die man Blizzard hoch anrechnen muss. Nicht jede Firma würde ein quasi fertiges Spiel zurückhalten, weil es nicht ihren eigenen Qualitätsansprüchen entspricht. Bill Roper, damaliger Vize Präsident von Blizzard North, kommentierte es mit: Sie hatten versucht ein traditionelles Adventure zu programmieren und ihre eigene Ansicht zu Adventures veränderte sich im Verlauf des Entwicklungsprozesses.
Blizzard versprach jedoch, sie würden Teile des Spiels ihrem nächsten Projekt World of WarCraft zu Gute kommen lassen und tatsächlich sehen die Artworks der WarCraft Adventures Locations aus, wie Elemente aus den Gebieten des MMORPGs. Zudem kann im Vorgebirge des Hügellands mit der Quest „Flucht aus Durnholde“ Thralls Ausbruch nachgespielt werden, der den Startpunkt des ehemaligen Adventures markierte. Das amüsanteste für World of WarCraft Spieler in WarCraft Adventures dürfte jedoch Zul’jin gewesen sein. Während Zul’jin in WoW der mächtige Endboss in der Schlachtzug-Instanz Zul’Aman war, stellte das Adventure ihn als schwulen Troll dar, der in seinem Antiquitätengeschäft alte Kriegsgeschichten erzählte, während er Gartengnome verkaufte. Drei Jahre nach der Einstellung hat Christie Golden die gesamte Geschichte in leicht abgewandelter Form mit dem Roman Warcraft: Lord of the Clans erzählt.
Die Original-Handlung von WarCraft Adventures verlief so: Lieutenant Blackmore hatte Thrall als Baby auf einem Schlachtfeld gefunden und in seine Festung Durnholde gebracht. Viele Jahre später, nach dem zweiten Krieg gegen die Menschen, als viele Orcs in den östlichen Königreichen in von Menschen bewachten Siedlungen lebten, war Thrall zu einem jungen Orc heran gewachsen. Ein Orc der niemals einen anderen Orc gesehen hatte und deshalb laut Blackmore seinen Befehlen wiederwortlos gehorchte. Der ideale Sklave und Arenakämpfer.
Doch vom Spieler kontrolliert, gelang Thrall, verkleidet als Kaplan Mathers, die Flucht und auf dieser sah er Steckbriefe eines anderen Orcs, der von der Allianz gesucht wurde: Gromm Hellscream. Er durchquerte die Wälder und das Ödland, traf in Khaz Modan den Shattered Orc Clan. Ein versoffener und willenloser Stamm von Orcs, der seine linke Hand für Black Ale hergegeben hatte. Letztlich gelangte er zu Gromm, dem er seine Geschichte schilderte. Am Lagerfeuer dessen WarSong Clans hörte Thrall das erste mal von Rend und Maim Blackhand. Zwei Orc-Brüder, die ihr Volk verraten hatten und mit den Menschen zusammen arbeiteten.
Thrall reiste weiter in die Nordlande zum Frostwolf Clan, in dessen Banner er als Baby eingehüllt gewesen war. Drek’thar, Schamane des Frostwolf Clans, erzählte ihm von der Vorhersage, eines mächtigen Orc Anführers, der in Sklaverei aufgewachsen war und aus einem fernen Land kommen sollte, um die Clans zu vereinen und gegen ihren Feind zu führen. Dieser Führer müsste jedoch die Axt von Durotan wiederbeschaffen. Eine Aufgabe, die Thrall durch austricksen einer Schneebestie spielend leicht gelang. Am Fuße des Podestes, auf dem die Axt Durotans ruhte, fand Thrall Handabdrücke, die aussahen wie seine und eine Nachbildung seines Gesichts.
Mit der Axt seines Vaters erkannte ihn der Frostwolf Clan als rechtmäßigen Anführer an. Er musste sich jedoch weiter beweisen. Drek’thar lehrte Thrall die Künste der Schamanenmagie. Mit diesen neu gewonnen Künsten unterwanderte Thrall die Zwerge, stahl das Ei eines Greifen und gewann damit die Anerkennung des gesamten Frostwolf Clans. Es fehlte nur noch ein dritter ehemaliger Kriegshäuptling Orgrim Doomhammer, dem Thrall kurze Zeit später begegnete. Doomhammer erzählte Thrall, wie er zusammen mit Durotan und Rend Blackhand einen Bluteid geleistet hatte, die Horde furchtlos anzuführen und voran zu bringen. Doch Gul’dan und sein Schattenrat korrumpierten Rend Blackhand. Thralls Vater schöpfte Verdacht. Doch bevor er handeln konnte, sorgte Gul’dan dafür, dass Durotan mit seinem Frostwolf Clan in die Nordlande Azeroth zog, um dort weitere Befehle zu abzuwarten, die nie kamen. Nachdem er von Rend Blackhands Aufstieg zum WarChief erfuhr, wollte Durotan zu Doomhammer zurückkehren, um ihm vom Verrat zu berichten. Doch Rend und Maim lauerten ihm auf seinem Rückweg auf. Sie töteten Durotan und dessen gesamte Familie, bis auf den Säugling Thrall.
Thrall erfuhr weiterhin, dass die drei Clan-Anführer Ogrin Doomhammer, Kargath Bladefist (Shattered Hand) und Kilrogg Deadeye (Bleeding Hollow) Gromm Hellscream in Grim Batol zum WarChief ernennen wollten. Ein Ritual zu dem Gromm nicht erschien, da er von Maim und Rend Blackhand gekiddnaped wurde. Die Häuptlinge wollten Hellscream zur Hilfe eilen, doch ihnen fehlten die Leute. Thrall und sein Frostwolf Clan baten ihre Hilfe an, doch die Anführer fürchteten, ihre Stärke würde gegen den Blackhand Clan und die Truppen der Menschen immer noch nicht reichen. So kam es, dass Thrall den roten Drachen Alexstrasza und Hilfe bitten sollte. Ausgestattet mit einem Drachenschuppenschild, welchem ihm die Zwerge angefertigt hatten, gelang es Thrall Alexstrazsas brennendem Atem zu wiederstehen und ein Gespräch mit der Drachendame zu führen. Sie willigte ein Thrall mit ihren Kindern zu helfen, wenn es ihm gelänge, Deathwing in Blackrock Spire zu bezwingen. Thrall versteckte sich in einer Kuh, die Deathwing fraß, verknotete dessen Organe von Innen, ließ sich wieder ausspucken und beim eigentlich tödlichen Feuerstoß auf Thrall brachte Deathwing sich selbst um.
Mit den drei Clans, unterstützt vom roten Drachenschwarm, in Bereitschaft schlich sich Thrall zurück nach Durnholde. Er beobachtete das Bündnis zwischen Lieutenant Blackmore und den Blackhand Brüdern und erfuhr dabei, dass sie das Black Ale brauten, was die Orcs Willenlos und zu perfekten Sklaven machte. Als Blackmore zur Verteidigung seiner Burg eilte, fing Thrall mit zwei geschickten Armbrustschüssen Rend und Maim in einem Feuer ein und nutzte die Schüssel ihres Blutsbundes mit Blackmore, um die beiden durch einen Zauber von der Erde verschlingen zu lassen.
Thrall folgte Lieutenant Blackmore auf die Zinnen eines Turms und hielt ihn darüber. Blackmore bettelte um sein leben und Thrall gewährte es ihm, im Glauben das er nie wieder Orc quälen würde. Nur um in der nächsten Sekunde, Blackmores Dolch zum Opfer zu fallen. Doch der gefangene Gromm Hellscream eilte Thrall zur Hilfe und rammte Blackmore seine Axt in den Rücken. Damit endete WarCraft Adventures.
Es war ein unterhaltsames Adventure, mit vielen Gags. Angefangen mit fliegenden Schweinen, dem Food to go. Über den Ogre Magier Mugg’Roth, über dem eine Festung eingestürzt war, wodurch einer der zwei Köpfe nun dumm war und das Zauberbuch des anderen für etwas zu essen verkauft hatte. Bis hin zu den Shattered Hand Orcs, welche die letzte linke Hand ihres Anführers für ein Kartenspiel hergaben und dann erst bemerkten, dass sie ohne zwei Hände nicht mehr mischen konnten.
Die Steuerung war einfach gestrickt, es gab Point-And-Click-typisch die Möglichkeit zum Betrachten, Reden und Benutzen sowie viele leichte Rätsel. Alle zu dem Zeitpunkt implementierten Gegenstände waren tatsächlich relevant und sämtliche Orte waren jederzeit besuchbar. Einige ließen sich sogar öfters für Aufgaben einsetzen, wodurch es noch einfacher wurde. Wie Blizzard vermutet hatte, hätte es sicherlich keine neuen Maßstäbe gesetzt, aber es bot zweieinhalb Stunden Unterhaltung im WarCraft Universum. Das einzige, was vielleicht hätte negativ aufstoßen können, war dass der Spieler mehrere Menschen töten musste, um Thrall zum Sieg zu führen. Was für Adventures damals eher unüblich war.