Als er sich dem Kommunikationszentrum näherte, vernahm er aus dem Nachbarraum eine Stimme. Sie schien von einem am Boden liegenden Roboter zu stammen. Offenbar versuchte dieser Roboter seine Kollegen zu erreichen. Ob per Funk oder normale Rufe, verstand Simon nicht. Aber er näherte sich dem Metallhaufen, dessen Beine, Gedärme oder was auch immer, aus einem Lüftungsschacht quollen. Zu Simons Überraschung, redete der Roboter mit ihm, als ob er menschlich wäre, also der Roboter. Er fragte Simon, was er an hatte? Ob es eine Art Taucheranzug sei? Simon antwortete mit einer Gegenfrage: was bist du? Aber der Roboter erwiderte nur: bist du blind? Ich bin’s Carl. Der Roboter schien überzeugt, ein am Boden liegender Mensch zu sein. Da er ganz klar verletzt war, bat Carl Simon, jemandem Bescheid zu geben und Hilfe zu schicken. Der Mann schnappte fasst über, als Simon erwiderte, er sehe nur einen Roboter und keinen Menschen. Aber als Simon ihn fragte, woran er sich erinnerte, erklärte Carl, er hätte zuletzt über den Pilotensitz einen Universal Helper gesteuert. Mit diesem hantierte er am Hitzeschild und Bumm! Plötzlich lag er bewegungsunfähig am Boden. Ungeachtet dessen, weigerte sich Carl zu glauben, irgendwie in dem Roboter stecken geblieben zu sein.
Zwei Gänge weiter fand Simon einen blutüberströmten männlichen Leichnam. Seine ID Badge wies ihn als Carl Semken aus. Beim Aufheben dessen Ausweises, hörte er erneut dessen Gedanken oder wohl letzten Erinnerungen. Carl brachte die Backup-Turbinen in Gang. Dann traf ihn etwas am Kopf.
Endlich im Kommunikationscenter angelangt, baute Simon eine Verbindung zur Lambda Anlage auf. Dr. Catherine Chuns Portrait erfüllte den Bildschirm und ihre vertraute Stimme ertönte. Catherine wusste zwar deutlich mehr über die Anlage, als er selbst, verstand aber ganz und gar nicht, wie ein Kanadier auf die Upsilon Station kam. Genauso wenig begriff sie, warum es auf der gesamten Station kein Personal gab. Simon hätte dort auf andere Leute treffen müssen. Aber bevor sie Gelegenheit bekamen, das näher zu erörtern, erbebte die Kuppel des Doms. Simon vernahm gerade noch, wie Catherine ihm riet ein Shuttle zu suchen und damit zur Lambda Anlage zu kommen. Eine Sekunde später brach die Versiegelung und Wasser spritzte aus sämtlichen Nähten der Kuppel. Dann schoss eine riesige Metallplatte durch den Raum und Simon wurde schwarz vor Augen. Zu seiner Verwunderung starb er nicht. Als er wieder die Augen öffnete, trieb er einfach durch die geflutete Kuppel. Atmen schien merkwürdigerweise kein Problem zu sein. Seine nackten Hände verwandelten sich vor seinen Augen in einen Taucheranzug.
Simon tauchte zur Shuttle-Station und erlebte hinter der Luftschleuse eine weitere Überraschung. Er traf den ersten lebenden Menschen. Oder zumindest beinahe. Die Italienerin befand sich in keinem guten Zustand. Eine merkwürdige, organisch wirkende Maschine, mit der sie auf eigenartige Art und Weise verschmolzen war, schien sie zu beatmen. Wie Amy erzählte, gab es einen Unfall während sie versuchte die Stromleitungen zu reparieren und jetzt wollte sie die Maschine nicht sterben lassen. Das Problem war jedoch, dass ihre Lebenserhaltung von der Shuttle-Steuerung versorgt wurde. Ob Amy es wollte oder nicht, blieb Simon keine andere Möglichkeit als Amy den Stecker zu ziehen.
Der Monitor des Shuttles zeigte Simon nicht nur, dass neben Lambda noch fünf weitere Pathos-II Einrichtungen vor ihm lagen, sondern ebenso, was Pathos-II eigentlich war. Das japanische Projekt von Haimatsu Technologies begann seine Existenz in den 2060ern als Abbauanlage von Tiefsee-Mineralien. Dann kamen die europäischen Carthage Industries hinzu und erweiterten die Anlage um die fortschrittlichsten Labore der Welt. Sie konstruierten u.a. die Omega Space Gun. Eine gut sieben Kilometer lange Abschussbahn für elektromagnetisch beschleunigte Projektile und somit deutlich kostengünstigere Alternative, um Satelliten etc. ins Weltall zu schießen.
Als Simon endlich die Lambda Station erreichte und sich Catherines Position näherte, erlebte er erneut seltsame Störungen in seinem Sichtfeld und vernahm ihre Schreie. Das nackte Monster mit den Hundert Augen schien hier ebenfalls sein Unwesen zu treiben. Simon ging in Deckung und wartete ab, bis es abzog. Doch Catherines Anblick stellte er sich anders vor. Sie war einer dieser hundeartigen Universal Helper Bots, den das Monstrum gerade mit einem Schlag erlegte und nun bewegungsunfähig vor Simon an Boden lag. Er ließ sich augenblicklich darüber aus, dass niemand auf der Station ein Mensch war. Woraufhin Dr. Chun schlicht erwiderte, wann er zuletzt in den Spiegel gesehen hätte? Erst in dem Moment wurde Simon klar, dass er selbst ein Roboter war!
Die echte Catherine Chun war einst eine taiwanische Systemingenieurin gewesen, die Scanns von Menschen anfertigte und sie anhand eines KI-Templates in empfindungsfähige Wesen verwandelte. Zum Test ihres Verfahrens, legte sie damals einen Scann ihrer selbst an. Mit dieser früheren Version unterhielt sich Simon in dem Augenblick. Sein begrenztes technisches Wissen, hielt ihn davon ab Catherines Roboterkörper zu reparieren. Sie bat ihn deshalb, ihren Cortex Chip aus dem Universell Helper zu nehmen und in sein Omnitool einzusetzen. Auf diesem Wege ersetzte sie die Standard KI seines Türöffners. Es bedeutete außerdem, wann immer er das Omnitool an den Port eines Rechners anschloss, konnte Catherine diesen steuern. Wie sie nach Simons Montage erläuterte, arbeitete sie Wochen zuvor am ARK Projekt. Einer virtuellen Welt für die gesamte Pathos-II Crew. Ursprünglich handelte es sich dabei lediglich um eine Spielerei Catherines. Aber dann löste der Telos Komet am 21. Januar 2103 ein Extinction Level Event aus. Sämtliches Leben auf der Erde erlosch. Ihrer Kenntnis nach, waren sie, die Pathos-II Bewohner, die einzigen Überlebenden des Katastrophe. Weshalb Catherines ARK Projekt zur letzten Überlebenschance der Menschheit gedieh. Die Ark, oder Artificial Reality Capsule, sollte ins All geschossen werden und dort auf unbestimmte Zeit eine virtuelle Heimat für die Menschheit etablieren. Da die Catherine in Simons Omnitool jedoch vom ersten Scann, Wochen vor dem Launch stammte, wusste sie nicht, ob die ARK jemals startete. Die echte Catherine vermochte vielleicht sogar noch zu leben. Gemeinsam verfolgten die beiden die ARK über deren Peilsender. Die Kapsel schaffte es offenbar bis zur Abschussanlage der Omega Space Gun, wurde jedoch nie abgefeuert. Was bedeutete, sie konnten gleichzeitig sich selbst und die restlichen Menschen retten, indem sie sich in die ARK kopierten und diese ins All schossen. Der einzige Haken war, Simon musste irgendwie an einen Power Suit kommen und damit die 4.000 Meter bis zum Abyss hinabsteigen.
Da ihn das Shuttle-System zwischenzeitlich im Stich ließ, erkundete Simon Lambdas Umgebung zu Fuß und stieß dabei auf die MS Curie. Ein für Pathos-II zuständiger Halbtaucher. Den Maschinenraum dieses Frachtschiffs zierten unzählige schwarze Tentakel. Weitaus umfassender als in den bisherigen Stationen. Durch Logbucheinträge und Catherines Erläuterungen verknüpfte Simon allmählich die vorangegangenen Ereignisse. Die schwarzen Tentakel und prinzipiell alle merkwürdigen halb organisch, halb elektronischen Konstruktionen waren Auswüchse der Warden Unit. Einer künstlichen Intelligenz, die sich um die Aufrechterhaltung der gesamten Pathos-II Stationen kümmerte. Die Warden Unit, oder kurz WAU, wie die meisten Mitarbeiter sie nannten, funktionierte bei Inbetriebnahme problemlos. Doch als der Telos Komet einschlug und nur noch ein Bruchteil der Menschheit zurück blieb, interpretierte sie ihre oberste Direktive zum Erhalt der Menschheit neu. Sie verwendete die Pilotensitze, die zur Steuerung der Universell Helper dienten, um sämtliche Bewohner zu scannen und in Roboter zu duplizieren. Woraufhin Carl Semken und Amy Azzaro das Wärmekraftwerk automatisierten und sämtliche Türen manuell versiegelten, sodass die Helper Bots nicht voran kamen. Während der Arbeiten tötete einer der Helper Bots Carl. Amy flüchtete umgehend, schaffte es sogar bis zur Shuttle-Station, verunglückte jedoch beim Versuch das Shuttle mit Strom zu versorgen.
Wochen später häuften sich die Unfälle auf der Lambda Station. Beinahe jeder Zwischenfall stand in Verbindung mit Structure Gel. Der schwarzen proteinbasierenden Flüssigkeit, mit der die WAU Informationen übermittelte und alles zusammen hielt. Das Structure Gel ließ die Betroffenen halluzinieren und hielt Jessica Davis, die eine tödliche Kopfverletzung erlitt, in einem wirren Zustand am Leben. Vor den offenbar verrückten Mitarbeitern fliehend, rief die Lambda Crew die MS Curie zur Evakuierung um Hilfe. Doch bevor sie eintraf, war nur noch Mechatronikerin Imogen Reed übrig. Sie entkam in einem Taucheranzug zur Upsilon Station und schaltete das Thermal-Kraftwerk ab. Weil sie glaube, die WAU so lahmlegen zu können. Tatsächlich war es aber lediglich ihr eigenes Todesurteil, da die Sauerstoffversorgung ebenfalls runter fuhr. Imogen verendete in einem Lüftungsschacht Upsilons. Die WAU überlebte hingegen, da sich ihr Kern in der geheimen Alpha Anlage befand und nur ihre Untertanen vom Strom des Kraftwerks lebten.