CD Projekt – Von Raubkopien zum Maßstab für Rollenspiele

by Pandur

Ein Jahr nach der Veröffentlichung von The Witcher 2, im Mai 2012, überraschte Marcin Iwinski mit der Ankündigung seines nächsten Traumprojekts: einem Cyberpunk Rollenspiel. Statt das wohl berühmteste Cyberpunk-Regelwerk, Shadowrun, zu lizenzieren, kaufte CD Projekt dafür 2012 das, in den 90ern entstandene und von den meisten vergessene, „Cyberpunk“ Regelwerk und stellte dessen Erfinder Mike Pondsmith als Designer für ihre Videospieladaption ein. Das zu dem Zeitpunkt noch 50-köpfige Black-Team produzierte in der Pre-Production einen Teaser, um auszutesten, ob überhaupt eine genügend große Käuferschicht bestehen würde. Der Jubel war überwältigend und so ging Cyberpunk 2077 unter Leitung von Richard Borzymowski parallel zu Witcher 3 in Produktion. Statt der offiziellen Cyberpunk 3rd Edition zu folgen, die als schwarzes Schaf galt und 2006 zum vorzeitigen Ende des Regelwerks führte, benutzte das Black Team das Cyberpunk 2020 Regelwerk als Basis und schuf damit eine weiterentwickelte 2077 Version.

Anstatt weiter in die Breite zu wachsen, wie es die Witcher Reihe von Spiel zu Spiel tat, konzentrierte sich das Black Team auf eine Stadt, Night City, im fiktiven Nordkalifornien von 2077 und wuchs in die Höhe. Mit Mega-Buildings, die am besten mit Dredds Mega City One zu vergleichen sind, in sich geschlossene Ökosysteme bilden und Witcher 3’s Novigrad gleichkommen. In einem dieser Gebäude lebt V, eine vom Spieler frei definierbare männliche oder weibliche Spielfigur, die keiner strikten Klasse folgt. Ähnlich wie Bethesda in den späteren Elder Scrolls Spielen, legt CD Projekt RED ein „Playstyle“ System zugrunde, bei dem sich der Spieler durch seine Spielweise in die Richtung des klassischen Cyberpunk NetRunners, Techies oder Solos entwickelt. Begleitet wird er dabei von Jackie Welles, einem Straßensamurai mit genügend Cyberware in seinem Körper, um es mit einer Armee aufnehmen zu können. Derartige Upgrades sind selbstverständlich ebenso der Spielfigur gegönnt, wenn er sich durch Nebenquests genug Streetcreds verdient. Cyberpunk macht hier eine klare Unterscheidung zwischen den Erfahrungspunkten der Hauptstory und den Erweiterungen durch Zusatzaufträge. Durch derartige Cyberware, kann V an Wänden entlang laufen, an selbigen abprallende Kugelflugbahnen berechnen oder sich über das Gehirn eines ausgeschalteten Netrunners in Sicherheitssysteme hacken. Statt Geralts alter Plötze, fährt V per Auto oder Motorrad durch die Straßen von Night City und trägt währenddessen sogar Feuergefechte aus. Der Spieler kann in Cyberpunk 2077 nicht die Welt retten, wie es Geralt immer tat, nur sich selbst.

CD Projekt REDs größtes Problem bei der Entwicklung von Cyberpunk 2077 sind die fehlenden Mitarbeiter. Um das Spiel neben The Witcher 3 entwickeln zu können, suchten sie bereits seit 2012 ununterbrochen neue Programmierer und Designer. Die Firma wuchs von 2014 auf 2015 von 300 auf 400 Leute an und erreichte in diesem Jahr mit 800 Mitarbeitern das Doppelte. Sie sind mittlerweile dazu übergegangen, neue Studios, wie Beispielsweise „Strange New Things“ in Breslau, zu kaufen, um die Mammutaufgabe bewältigen zu können. Auf der E3 im Juni 2018 zeigte CD Projekt RED zum ersten Mal hinter verschlossenen Türen eine Pre-Alpha Demo des Spiels. Nachdem das Spiel nun endlich im Alpha Stadium angekommen und somit zumindest die Hauptstory durchspielbar ist, kam im August 2018 auch die Öffentlichkeit in Genuss dieses Anblicks. Seitdem nimmt CD Projekt offiziell Feedback und Verbesserungsvorschläge entgegen. Bis zum Feature-Stopp, der Beta-Version und oder gar der Veröffentlichung ist es somit noch ein weiter Weg. Adam Badowskis ursprüngliche Schätzungen von 2013, sahen einen Cyberpunk 2077 Release bis 2021 vor. Womit das Spiel neun Jahre in der Entwicklung wäre. Wann es tatsächlich erscheinen wird, bleibt abzuwarten. Ungeachtet dessen, hat sich CD Projekt innerhalb der 24-jährigen Existenz zu einem der besten Spielentwicklungsstudios der Welt gemausert.

Einzelnachweise:

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