Beim Eintreffen im Hain, zeigte die Waldhexe deutlich mehr Verwunderung über Atreus grüne Mistelpfeile, als über Mimirs abgetrennten Kopf. Sie schrie Atreus an, ihr sofort die Pfeile zu geben. Sie wären böse, äußerst gefährlich und müssten umgehend zerstört werden! Atreus war zu perplex, um der Hexe zu widersprechen und ließ sie die Pfeile widerstandslos verbrennen. Als die Mistelzweige im Kaminfeuer knisterten, wandte sie sich dem eigentlichen Problem zu. In der Tat gelang es der Hexe Mimir wiederzubeleben. Was zu einer aufschlussreichen Unterhaltung führte. Denn der sprechende Kopf begrüßte sie mit eure Majestät. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der Hexe tatsächlich um Freya, die Königin der Walküren. Um den Krieg zwischen Asen und Wanen zu schlichten, heiratete sie einst Odin. Eine Zweckheirat, bei welcher der Allvater hoffte die Magie der Wanen zu erlernen. Als Freya Jahre später dem Steinmetz Hrimthur, bei der Errichtung Asgards neuen Schutzwalls, etwas zuflüsterte, fürchtete Odin Verrat. Er beraubte Freya ihrer Flügel, warf sie aus Asgard und verfluchte sie auf ewig in Midgard zu verweilen. Damit sie niemals zu ihrem Volk zurückkehren konnte.
Freyas Hain hinter sich lassend, führte der wiederbelebte Schädel die Abenteurer zu Thamurs Leichnam. Einem Riesen-Steinmetz, dem Thor seinen eigenen Meißel in den Schädel hämmerte. Thamurs Tod löschte damals ein ganzes Wanen-Dorf aus und hüllte einen Teil Midgards in Schnee und Eis. Nur noch wenige Meter trennte das Trio von dem Meißel, dessen Magie sie zum Anfertigen der Rune brauchten, als plötzlich Magni auf einem toten Oger von der Decke fiel. Der Sohn Thors suchte mit seinem Bruder Modi weiterhin Kratos, der ihm nun quasi in die Arme lief. Magnis Schwert raste augenblicklich in weitem Bogan auf Kratos Kopf zu. Doch dieser Fing den kraftvollen Schwung mit seinem Schild ab. Ein Manöver unter dessen Wucht der Spartaner auf die Knie sank. Atreus deckte währenddessen Modi mit Pfeilen ein. Da diese jedoch wirkungslos am Schild des Halbgottes abprallten, stürmte der Kleine mit dem Messer auf Modi los. Kratos schrie ihm zu, sich zusammen zu reißen und versuchte Magni möglichst schnell den Gar aus zu machen. Nach einem Rippen- und Schultertreffer, bohrte sich Kratos dritter Axthieb in den Schädel des ersten Halbgottes. Modi schrie beim Anblick seines toten Bruders auf. Er verstand nicht, wie dieser Fremde sie besiegen konnte. Während er den Spartaner verfluchte, verschoss Atreus schreiend einen Pfeil nach dem anderen auf Modi. Der überlebende Halbgott nahm reiß aus, während Atreus keuchend auf die Knie sank. Die Krankheit, die ihn seit Jahren plagte, errang einen weiteren Sieg. Der Junge litt unter Fieber und spukte Blut. Mimir riet den beiden, erneut Freya aufzusuchen. Aber Atreus hielt dagegen, es ginge schon wieder besser.
In der Tat behauptete sich der Junge die nächsten Minuten wacker. Bewaffnet mit dem Meißel, kehrten die drei zum See der Neun zurück. Denn tief unter dem Tempel, in der Mitte des Sees, ruhte Tyrs Gruft. Der einzige Asengott, der zu Lebzeiten als Freund der Riesen galt und so vielleicht die Schwarze Rune von Jötunheim kannte. Tyrs Heldentaten, wie die Riesen ihn verehrten und die Sicht verliehen, schilderte den Abenteurern ein Triptychon am Eingang des Tempels. Merkwürdigerweise fehlte dem Gemälde jedoch das zentrale Herzstück. Als Atreus seinem Vater im Anschluss versuchte einige Schriftzeichen beizubringen, roch Kratos etwas ungewöhnliches. Bevor ihm in den Sinn kam, was es war, sprang Modi von oben herab und lähmte den Geist Spartas mit Blitzen seines Morgensterns. Der überlebende Sohn Thors wollte nicht als Lachfigur gelten und das zu Ende bringen, was er an Magnis Seite anfing. Atreus versuchte seinem Vater zur Hilfe zu eilen. Erneut zog er sein Messer und stürmte auf Modi los. Doch wie zuvor wehrte der Halbgott die Attacke mühelos ab. Als der Kleine sich wieder aufraffte, wurde er dermaßen wütend, dass rote Blitze um ihn tobten. Eine Sekunde später brach Atreus bewusstlos zusammen.
Für Kratos gab es nur eine Möglichkeit, Modis Blitzen zu widerstehen, die ihn an den Boden fesselten. Eine Möglichkeit seinen Sohn zu retten. Er musste der Wut nachgeben und zu der Kampfmaschine werden, die sämtliche griechischen Götter vernichtete. Angetrieben von der Wut Spartas, begegnete Kratos den Blitzen und kämpfte sich Schritt für Schritt an den langsam verängstigten Modi heran. Im nächsten Augenblick entriss der Gott des Krieges Modi seinen Morgenstern und verpasste ihm einen gewaltigen Haken in die Magengrube. Der Schwung schleuderte den Halbgott durch die Luft und gegen die nächstgelegene Säule. Verängstigt suchte Modi das Weite, während Kratos zu seinem Sohn eilte.
Freya bemerkte sofort, dass Atreus keine gewöhnliche Krankheit plagte. Sein wahres Wesen, Kratos wahres Wesen, kämpfte in ihm. Atreus musste erfahren was er wirklich war. Aber zuvor musste er sein Bewusstsein zurück erlangen. Freya sandte seinen Vater aus, Zutaten für die Fieber-Medizin zu beschaffen. Bei dieser Gelegenheit, vollendete Kratos seine Metamorphose zum griechischen Kriegsgott. Er kehrte in ihre Waldhütte zurück und holte die Chaosklingen aus seinem Kellerversteck hervor. Ein Moment, in dem ihn Athenas Geist aufsuchte. Seine Halbschwester redete Kratos ein, er könne sich nicht verstecken. Er würde auf Ewig ein Monster bleiben. Kratos wusste das. Aber zumindest war nicht länger ihr Monster.
Während Freya die Medizin zubereitete, beschrieb Kratos sein Dasein als Fluch. Dennoch war ihm klar, dass er Atreus aufklären musste. Kaum erlangte der Junge sein Bewusstsein zurück, verließen die drei Freyas Hütte und Atreus stellte seinen Vater zur Rede. Er hörte, wie Kratos vom Fluch sprach und suchte die Schuld bei sich. Kratos winkte ab und rückte mit der Sprache raus. Er erklärte seinem Sprössling, er sei ein Gott aus einem anderen Land und das mache Atreus ebenfalls zu einem. Diese Wahrheit wollte er seinem Sohn zuvor ersparen, weil es für ihn ein Leben voller Kummer und Leid bedeutete. Atreus schien hingegen begeistert von dieser Neuigkeit zu sein und war begierig darauf, zu erfahren was seine Kräfte sein könnten. Eine Frage, auf die Kratos keine Antwort wusste. Um seinem Sohn zu zeigen, wie stolz er wirklich auf ihn war, überreichte er Atreus ein Messer. Viele Jahre zuvor, fertigte der Geist Spartas zwei dieser Messer aus Metallen seiner Heimat und Midgards. Eins für sich selbst und eben dieses für seinen Sprössling. Zeitgleich lehrte er Atreus, dass die Macht dieser Waffe, jeder Waffe, vom Herz kam. In Disziplin und Selbstbeherrschung lag die Stärke eines Kriegers.
Der heranwachsende Gott Atreus, nahm sich die Worte seines Vaters jedoch alles andere als zu Herzen. Als ihnen Minuten später der von Thor zurechtgewiesene Modi über den Weg lief, stach Atreus ihn kaltblütig mit seinem neuen Messer ab. Das obwohl Kratos es ihm ausdrücklich untersagte. Jetzt wo Atreus sich für einen Gott hielt, glaubte er machen zu können, was er wollte. Kratos wies ihn dafür auf die Schattenseiten hin. Die Ermordung Modis zeichnete Atreus für immer. Andere Götter würden ihn jagen. Deshalb sollte er nie wieder zum Vergnügen morden.