Als Unterstützung für George Lucas Filmproduktionen gegründet, erfand Lucasfilm Games aus ihrer Not heraus Point-and-Click Adventures und revolutionierte die Computerspieleindustrie. Doch ein Jahrzehnt später führten die Film-Lizenzen, die ihnen einst vergönnt blieben, zu ihrem Untergang. Dies ist die Geschichte der Erfindung und des Endes der LucasArts Adventures.
George Lucas produzierte den ersten Star Wars Film mit traditionellen mechanischen und analogen Techniken, wie skalierte Modelle und Stop-Motion-Fotogrfie, was extrem aufwändig und erschöpfend war. So stark das George eines Tages wegen einer durch Stress ausgelösten Panikattacke im Krankenhaus landete. Da er aber ganz klar noch unzählige Filme machen wollte, war er begierig Wege zu finden, diese Aufgabe zu vereinfachen. Er begann talentierte Computerfreaks zu sammeln, was ihm sehr leicht fiel, da wegen Problemen mit der Gewerkschaft Hollywoods hatte und deshalb weiter im Norden bei Silicon Valley operierte. George war nicht an Computer-generierten-Grafiken interessiert. Was er wollte war eine Möglichkeit mehrere Aufnahmen ohne Qualitätsverlust oder gewaltige Maschinen übereinander zu legen. Aus heutiger Sicht einfach gesagt Filme zu schneiden und Sound zu mixen. Diese Suche ließ ihn die besten Computergrafikgenies des Landes aufspüren. Leute wie Ed Catmull und Alvy Ray Smith, die später Pixar gründen würden. Unter ihnen war ebenfalls der Pionier für Fraktalgrafiken Loren Carpenter. So brillant sie auch waren, hatte die resultierende Lucasfilm Graphics Group um Catmull, Smith, und Carpenter die ersten Jahre kaum etwas zu tun. Der zweite Star Wars Film, das Imperium schlägt zurück, machte keinen Gebrauch von computergenerierten Grafiken. So kam der erste Durchbruch ironischerweise nicht mit Star Wars sondern Star Trek. Die nun als Industrial Light and Magic bekannte Graphics Group wurde beauftragt die Genesis Terraforming Sequenz von Star Trek II: Der Zorn des Khan zu produzieren. Sie warfen alles in die Sequenz, um ihren eigentlichen Chef George Lucas auf sich aufmerksam zu machen. George war beeindruckt genug, um ihnen in Die Rückkehr der Jedi-Ritter 1983 eine Chance zu geben.
Währenddessen gab es urplötzlich Spiele. Gerade nach der Fertigstellung der Genesis Sequenz schaute Atari in ihren Büros in San Rafael, Kalifornien, vorbei. Zu der Zeit besaß Atari sogar noch mehr Geld als Lucasfilm und sie waren darüber hinaus in der Lage fertige Produkte für ihre Atari VCS Konsole auszuliefern. Sie hatten gerade Lucas und Spielbergs Filmzusammenarbeit Jäger des verlorenen Schatzes als VCS Spiel realisiert.
Was Atari in San Rafael sah, hatte sie umgehauen. Atari bombardierte das Team mit Fragen, weil sie das was sie sahen für Videospiele umsetzen wollten. Doch nur Loren Carpenter zeigte Interesse, wollte die Filmarbeit deshalb aber auch nicht gänzlich aufgeben. Letztlich überredete Atari Lucasfilm für 1 Millionen Dollar eine Lucasfilm Games Group zu gründen, für deren Produkte Atari als Publisher das Vorkaufsrecht erhalten würde. Catmull heuerte einen Unix Hacker, namens Peter Langston an die Firma zu leiten. Langston hatte 1971 Empire geschrieben, ein Mehrspieler-Strategie-Spiel, das der Vorvater von Civilization war. Der stellte wiederum David Fox, welcher gerade das Buch „Computer Animation Primer“ geschrieben hatte, für das er der Graphics Group mit Fragen gelöchert hatte und somit bereits vertraut war. Ebenso David Levine, dessen größte Errungenschaft eine Art Add-On-Grafikkarte für das Altair 8800 Computer Kit war. Der vierte Neuzugang sollte Charlie Kellner sein, der zum Apple Macintosh Entwicklerteam gehörte und das den piependen Startsound des Mac programmiert hatte. Wie die Graphics Group führte auch die Games Group, finanziert durch Lucasfilms kommerziellen Erfolges, ein Schattendasein und betrieb zunächst reine Forschung, die im ersten Jahr bereits 1 Million Dollar verschlang, vollkommen ohne etwas zu produzieren, was Gewinn abwerfen könnte.
Währenddessen war George in Verhandlungen mit 20th Century Fox, wo er die vermutlich klügste Geschäftsentscheidung seiner Karriere fällte. Er überredete die Fox Führung, ihm die Merchandising Rechte zu geben und die Lizenz für Star Wars “toys and games” Kenner Productions zu überlassen. Wir reden hier von einer Zeit, in der Videospiele Pong bedeuteten. So kam von den Parker Brothers, einer Unterfirma des Brettspielherstellers Kenner Productions, die eigentlich nur Dinge wie Monopoly, Risiko und Cluedo produzierten, mit „The Empire Strikes Back“ das erste Atari VCS Steckmodul raus. Das sicherte den Parker Brothers und Atari für Jahre die Star Wars Videospiele-Lizenz. Woraus sich eine extrem bizarre Dreiecksbeziehung ergab:
Lucasfilm, der Eigentümer der Star Wars Lizenz mit einer eigenen Spieleentwicklungsabteilung, war es nicht gestattet Star Wars Spiele zu machen. Während Atari als Geldgeber der Parker Brothers die Lizenz für Star Wars Spiele hatte, aber verpflichtet war sie In-House zu entwickeln, obwohl sie Lucasfilm mit einer Million Dollar der Möglichkeit gaben Spiele zu entwickeln.
Die Lucasfilm Games Division war somit dazu verdammt, sich eigene Spielkonzepte auszudenken.