Origin Systems – Wing Commander und Chris Roberts Vision eines interaktiven Universums

by Pandur

1992, während der Entwicklung von Strike Commander geriet Origin Systems in finanzielle Schwierigkeiten, für die sie selbst kaum etwas konnten. Neben steigenden Personalkosten, das Wing Commander Team war z.B. von 4 bei Teil 1 zu 25 für Teil 2 angewachsen, waren es vor allem die Herstellungskosten ihrer Spiele, die einen großen Kapitalvorschuss erforderten. Bevor sich die CD-ROM etabliert hatte oder überhaupt erfunden wurde, erschienen Spiele wie Wing Commander II oder Strike Commander auf 3,5“ Disketten. Das waren wegen dem Spielumfang der Origin Games zwischen acht und zehn Disketten pro Exemplar. Origin Mitarbeiter machten sogar Witze darüber, ihre Spiele direkt auf einer 20 MB Festplatte vorinstalliert auszuliefern. Der finanzielle Engpass führte dazu, dass Richard Garriott Origin im September 1992 für 35 Millionen US Dollar an den langzeitigen Rivalen Electronic Arts verkaufte. Was wiederum die Beschäftigung unzähliger neuer Mitarbeiter zur Folge hatte. Innerhalb eines Jahres wuchs Origin von 200 Mitarbeitern, die sich um 5-10 Projekte kümmerten, auf 400 mit bis zu 20 Projekten gleichzeitig.

1993, im selben Jahr, in dem LucasArts tatsächlich ihren ersten Weltraumkampfsimulator X-Wing veröffentlichten, brachte Origin mit Wing Commander: Privateer den nächsten Spin-Off heraus. Statt für die Rettung der Menschheit Missionen zu fliegen, wie es die ersten Wing Commander Teile ausgelegt hatten, kämpfte der Spieler in Privateer als Söldner Burrows ausschließlich für das eigene Wohlergehen. Obwohl es ebenfalls einen Plot um eine mysteriöse Drohne der außerirdischen Steltek und eine mächtige Waffe gab, war Privateer ein Open-World-Game mit offenem Ende. Der Spieler übernahm die Missionen, die er wollte oder handelte schlichtweg einfach nur mit den zahlreichen Händlern der Raumstationen und Planeten. Seine Handlungen verschafften ihm Status bei den sieben Fraktionen des Spiels, wodurch diese entweder bei Sichtkontakt angriffen oder ihm halfen. Was zu einem gänzlich unterschiedlichen Spielerlebnis bei jedem Durchgang führten.

Statt den offiziellen dritten Wing Commander Teil mit einem Mehrspieler-Modus auszustatten, verkaufte Origin diesen lieber separat. Kurz vor dem Release von Wing Commander 3 erschien Anfang 1994 Wing Commander Armada. Zwar gab es einen Single-Player-Mode, doch der bestand lediglich aus den gleichen Elementen, wie die Muliplayer-Variante mit Computergesteuerten Kontrahenten. Ausgestattet mit WC3s neuer 3D Engine durfte der Spiele mit oder gegen Freunde spielen. Das galt sowohl für die gewohnten Dogfights als auch den Armada Modus. Welcher Chris Roberts ursprünglichem Ansatz seines ersten Wing Commanders näher kam und die Spieler als Konföderation oder Kilrathi in mit einem Trägerschiff starten ließ. Er konnte Minen auf Planeten errichten, welche dann nach bekannter RTS Manier Raumhäfen und Schiffe zur Verteidigung der Planeten produzierten. Alles mit dem Ziel letztlich den Träger des Gegners zu vernichten und dadurch die Partie zu gewinnen. Entgegen des Strike Commander und Privateer Spin-Offs, ging Armada recht schnell unter.

Der finanzielle Schub, den EAs Akquirierung mit sich brachte, ermöglichte Chris Roberts seinen Traum eines Wing Commanders mit Full-Motion-Video-Sequenzen. Einer seiner Teamkollegen, Jason Yenawine, hatte Chris sein selbst entwickeltes Videokompressionsverfahren gezeigt, mit welchem sich Filmsequenzen vom neuen CD-ROM Medium wiedergeben ließen. Die ideale Möglichkeit die animierten Geschichtssequenzen der Wing Commander Spiele auf die nächste Stufe zu hieven. Während LucasArts so langsam die ersten Lorbeeren ihrer eigenen Star War Lizenz einheimste, tat Origin selbiges. Chris Roberts ersetzte Bluehair gegen Blair, welcher von Luke Skywalker Darsteller Mark Hamil verkörpert wurde. Wo Mark Hamil wegen seiner Bekanntheit angeheuert wurde, entschied sich Chris bei den verbleibenden Personen für Schauspieler, welche den Charakteren verhältnismäßig ähnlich sahen. Admiral Tolwyn verkörperte Malcolm McDowell aus Clockwork Orange, James „Paladin“ Taggart durfte John Rhys-Davies spielen und Rachel Coriolis wurde Pornostar Ginger Lynn. Womit Chris Roberts gleich zwei Begierden der Videospielefans abdeckte. Der Spieler durfte quasi Luke Skywalker sein und sich als dieser in einen Pornostar verlieben. Was sich reichlich billig anhört, wurde dank der Professionalität der Darsteller und einem 4 Millionen Dollar Budget zu einem vorzeigbaren Ergebnis. Chris Roberts schoss die Filmaufnahmen für Heart of the Tiger wie in Hollywood üblich vor einem Greenscreen und versah diese mit gerenderten Hintergründen. Was in dem Umfang bis dahin noch keine andere Firma gemacht hatte. Zwar spielten die ersten CD-ROM Spiele meist pixelige Filme ab, auf denen der Spieler etwas abknallte, aber erst die Westwood Studios adaptierten das Wing Commander 3 Konzept, der FMV Sequenzen zwischen den Spielmission, ein Jahr später mit Command & Conquer. Origin hörte bei den Schauspielern nicht auf, sie heuerten ebenfalls Screenwriter für die Story des Spiels an und verwandelten Wing Commander 3 somit in eine echte Soap-Opera.
Ähnlich Teil 2 zeigte das Intro die Zerstörung des vorangegangenen Trägerschiffs, Concordia, während Blair’s ehemalige Geliebte, Angel, in Gefangenschaft der Kilrathi war. Admiral Tolwyn, im Glauben die Oberhand zu haben, versetzte den Spieler, Colonel Blair als Wing Commander auf die TCS Victory. Einen Ranger-Class Träger, der doppelt so alt wie Blair war und erneut weit ab der Front wachte. Doch zur Unterhaltung der Victory Crew testen die Kilrathi ihre neuen getarnten Cruise Missles an der benachbarten Locanda Kolonie und so landet der Spieler wieder mitten im Geschehen.
Genauso wie Wing Commander 2 die Fans ermutigte Soundkarten zu erwerben, brachte Heart of the Tiger sie dazu CD-ROMs und Pentium Prozessoren zu kaufen. Selbiges galt für die In-Game-Grafik. Zweidimensionale Bitmaps in einer 320×200 Auflösung, wurden durch Polygone in einer Super VGA Engine mit realistischen Effekten ersetzt. Obgleich viele Fans die körnigen Zwischensequenzen und Innovationen als Ablenkung vom eigentlichen Spiel empfanden, veränderten die Features die Videospielgeschichte maßgeblich. Wing Commander III: Heart of the Tiger verkaufte allein auf dem PC 500.000 Exemplare und wurde in den beiden Folgejahren für 3DO sowie Playstation konvertiert, womit es über eine Million Exemplare umsetzte.

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