Im selben Jahr wurde Kelly Flock durch Jack Sorenson als LucasArts Development Director ersetzt. Eine Folge von George Lucas Verlangen, alle Tochterfirmen mehr Gewinne generieren zu lassen. Jack war überzeugt davon, Forschung, wie sie die Entwickler in den ersten Jahren betrieben hatten, wäre absolute Geldverschwendung und das Budget wäre das Einzige was zählen würde. Tatsächlich steigerten Jacks Optimierungen LucasArts Gewinne der kommenden Jahre von 40 Millionen auf 400 Millionen Dollar.
Durch einen mehr oder weniger glücklichen Zufall, klopfte zu dem Zeitpunkt Strategy First an LucasArts Pforte. Deren vier Gründer kamen ebenfalls aus der Finanzwelt und verstanden sich blendend mit Jack. Sie versuchten Kanadas Steuervergünstigungen auszunutzen, indem sie eines von LucasArts Spielen mitfinanzierten. Wenn die Produktion zu ihrem Studio in Montreal verlagert werden würde, könnten sie die Kosten dafür abschreiben. Obwohl Strategy First bereits 1988 gegründet wurde, hatten sie bis zu dem Zeitpunkt im Jahre 1993, noch kein einziges Spiel veröffentlicht. Sie schufen von 1990 an lediglich Artworks für Strategie- und Rollenspiele von SSI, Sir Tech sowie empire Interactive. Das Eishockey Spiel Solid Ice sollte 1996 ihr Erstlingswerk werden und das Strategiespiel Man of War ein Jahr später ihr erster kleiner Hit. Aric vermutete damals, dass der Animationskünstler, mit dessen Werken sie Jack zur Zusammenarbeit überredeten, nicht mal ein regulärer Angestellter war. Ganz zu schweigen davon, dass Strategy First noch nie etwas in Richtung Adventure entwickelt hatte. Aber da er Iron Phoenix realisiert haben wollte und sich selbst um The Dig kümmern musste, übergab er die Produktion sämtlicher Grafiken an Strategy First.
Die ineffektive Zusammenarbeit mit den Kanadiern zog sich einige Monate hin. Eine Zeitspanne in der das Projekt LucasArts weiterhin Resourcen kostete. Als Strategy First nach acht Monaten Produktion noch immer keinen Fortschritt vorzuweisen hatte, entzog LucasArts ihnen den Auftrag wieder. Iron Phoenix war noch nicht tot, lag aber stark hinter seinen Zeitplan zurück, hatte weiterhin keine Animationen für die geplanten Cutscenes sowie Action-Sequenzen und war aus Management-Sicht nun sehr unbeliebt. In Folge dessen wurde Lead Animator Anson Jew immer wieder dem Projekt entzogen, um sich anderen Spielen zu widmen. Ungeachtet dessen schlug er eine radikale Änderung des Konzepts vor: Reine Live-Action Aufnahmen. Also reale Schauspieler vor Green-Screens zu filmen, wie es Rebel Assault gemacht hatte. FMV Spiele waren zu der Zeit extrem angesagt und vom Storyboard her war ohnehin vieles wie ein Film aufgebaut. William Stoneham, der offiziell für die Hintergründe des Spiels zuständig war, hatte fasst ein Jahrzehnt zuvor Special-Effects für „Die Fliege“ gemacht und somit Erfahrung mit dem Thema. William und Aric stellten also eine Liste der benötigten Szenen zusammen, LucasArts Voice Acting Director Tamlynn Niglio übernahm das Casting und innerhalb von zwei Tagen wurde alles bei Industrial Light & Magic aufgenommen. Inklusive des Showdowns in einem Turm des südamerikanischen Dschungels:
Indy befreite dort Nadia aus Jägers Gefängnis, unwissend, dass sie unter dem Einfluss eines Gedanken-kontrollierenden-Pulvers stand. In der Hoffnung den Stein der Weisen wieder in seinen Besitz zu bringen, folgte Indiana Jones ihr geradewegs in Jägers Falle und musste mitansehen, wie dieser seinen Führer wiederbelebte. Die Kombination des Steins der Weisen mit Hitlers Asche, lies die Urne in einem prismatischen Licht erstrahlen. Die Asche schwebte durch Luft, formte langsam Knochen, Muskeln und Venen, bis Hitler selbst auf dem Podest vor Jäger lag. Umhüllt von Schatten und pulsierender, unheiliger Energie erhob sich der Führer. Er begutachtete seine Untergebenen und fragte mit einer überirdischer Stimme, wo seine Armee sei? Bevor Jäger antworten konnte, spie Indy aus, dass Jäger weder eine Armee noch überhaupt einen einzigen Panzer hatte. Von den Worten überhaupt nicht begeistert, forderte Hitler von Jäger zu wissen, was das solle? Als dieser sprachlos blieb, richtete Hitler Jäger für sein Versagen hin.
Indiana Jones unterbreitete dem rachsüchtigen Monster einen weiteren Vorschlag. Möglicherweise könne der Stein, der vor ihm lag die Armee herbeirufen. Mit seiner Hilfe sollte es möglich sein, eine ganze Armee aus dem Nichts zu erschaffen. Hitler nahm den Stein der Weisen erstmalig war und musterte ihn mit gierigen Augen. Verleitet von den Worten des Mannes, der ihm wohlgesonnen zur Seite stand, tat Hitler wie ihm geheißen. Die dunklen Schatten, die den Nazi-Anführer umgaben, wurden von einem gleißenden Blitz durchschnitten, als er den Stein berührte. Hitler fing an zu leuchten, brüllte abscheulich und wurde mit seinen Untertanen in die Schatten gesogen. Als sich der Raum wieder aufhellte waren nur noch Indy und Nadia übrig. Sämtliche Nazis des Turms hatten sich in Luft aufgelöst.
Mit diesem ersten Prototypen des fünften Indiana Jones Abenteuers besuchte LucasArts die ECTS in London. Eine 2004 eingestellte Messe, die damals jedoch das Highlight der europäischen Videospiel-Industrie war. Hinter verschlossener Tür demonstrierte Hal Barwood mit LucasArts Marketing Team ihr Werk dem Großhandel. Das Ergebnis war der letzte Sargnagel der Entwicklung. Europa und besonders Deutschland, sorgten damals für den Großteil von LucasArts Einnahmen. Ihre Point-And-Click Adventures verkauften sich hier deutlich besser als in den USA. Eben diese Zielgruppe erklärte Hal, dass sie Indiana Jones and the Iron Phoenix nicht verkaufen könnten. LucasArts hatte in Indiana Jones and the Last Crusade bereits Hakenkreuze entfernen müssen, somit hätten dem Team Einschränkungen bekannt sein müssen. Aber mit der Reaktion hatten sie offenbar nicht gerechnet. Die deutschen Händler erklärten, dass sie das Spiel zwar verkaufen könnten, aber nur unter der Hand und gänzlich ohne Werbung. Nicht mal Pappaufsteller von Indy wären möglich.
Für das Team brach eine Welt zusammen. Indiana Jones 5 wurde eingestellt. Die Erfahrungen der Live-Action Dreharbeiten kamen Rebel Assault II zu Gute, Full Throttle übernahm die INSANE Features für seine Motorrad-Schlachten und LucasArts verkaufte die Story des Spiels an Dark Horse Comics. Letztere machten daraus eine vierteilige Comic-Buch-Reihe, mit dem gleichen Titel. Die ersten drei Bände entsprachen der Design Document Story und den letzten schrieb Dark Horse komplett selbst. Sie ließen Hitler darin tatsächlich seine Untoten-Armee erwecken.
Einzelnachweise:
- The Art of Point-and-Click Adventure Games
- Sean Clark – Profile – LucasArts
- Michael Stemmle – Profile – LucasArts
- Aric’s World
- Missing Pressumed? (IV) – Aventura y CIA
- Hal Barwood Interview – TheIndyExperience
- PC games that weren’t – Indiana Jones and the Iron Phoenix
- Hal Barwood Interview – Adventure Treff
- Hal Barwood Interview – TheRaider.net
- Interview with Brian Moriarty – Aventura y CIA
- Classic Game Postmortem: Loom – GDC
- The Making of The Dig
- Lost LucasArts (Game Footage) – Anson Jew
- LucasArts (Game Footage – Anson Jew
- Indiana Jones and the Iron Phoenix: The Lost Sequel to Fate of Atlantis After Fate of Atlantis – The International House of Mojo
- Jack Sorensen – LinkedIn
- GameSpy Retro: Developer Origins – Strategy First
- Man of War 2 Review – The Computer Show
- BoogarLists | Directory of Game Developers & Publishers