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PC-Engine / TurboGrafx-16 – Hudson’s und NEC’s modulare Spielkonsole

by Pandur
Heutzutage scheint der große Konsolenkrieg beinahe entschieden. Duelle finden prinzipiell nur noch zwischen zwei Kontrahenten statt. Doch einst lieferten sich unzählige Duellanten Scharmützel. Es war gewissermaßen der wilden Westen der Spielkonsolen. Dabei kam die Hardware-Schöpfung mit den meisten Schießereien zweifelsohne von Hudson und NEC. Womit sie besonders in Japan den damaligen Zeitgeist trafen. In Karawanen zogen die Meijins Hudsons durch Nippon und verbreiteten zunächst die Kunde Nintendos. Als diese sich jedoch dem Fortschritt versperrten, schritten die experimentierfreudigen Hudsons zur Tat. Es entstand die weltweit erste Spielkonsole mit CD-ROM Laufwerk. Ein winziges Technikwunderwerk mit modularem Baukastensystem und Upgrade-fähiger Hardware fürs folgende Jahrzehnt. Ironischerweise handelten viele ihrer Software-Schöpfungen von falschen Weltvorstellungen. Besonders derer der westlichen Welt vom Osten. Tatsächlich verstanden besagte Japaner aber genau so wenig von der westlichen Hemisphäre. Wodurch ihr Siegesfeldzug ein abruptes Ende fand. Wie genau es zu all dem kam, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Die Vervierfachung des Ölpreises 1973 führte in Japan zur Ära des Mangels. Wo in der vorangegangenen Woche noch 200 Fischkutter die Bucht Tokios verließen, kam plötzlich alles zum Erliegen. Die Feuer von Osakas Krematorien erloschen und Hausfrauen verzweifelten beim Versuch Klopapier, Seife oder Zucker zu kaufen. Alles nur weil Japans Wirtschaft sich zu 75% auf Öl-Importe stütze. Infolgedessen stieg Japan auf Atomenergie um. Aber vorweg ging vor allem die Technologie-Entwicklung dafür und bedingt dadurch ein enormer Boom der Elektroindustrie. In ihrem Zentrum erhob sich die Nippon Electric Company, kurz NEC. Durch sie entstand bereits 1958 der erste Transistoren-basierende Computer (NEAC-2201). Damals noch im Format eines gigantischen Kleiderschranks. 1976, drei Jahre nach der Öl-Kriese, folgte dann Japans erster Micro-Computer, der TK-80. Von diesem Moment an eroberte NEC sämtliche japanischen Büros und stieg in den 80ern zum weltweiten Führer der Computer-Hersteller auf.

Aber obwohl NEC’s PC-8001 im Herbst 1979 zum Verkaufsschlager avancierte, bekam er kurz darauf Konkurrenz durch den MSX. Die Machines with Software eXchangeability wurden quasi das Gegenstück zu den westlichen MS-DOS PCs. Unzählige japanische Firmen, wie Matsushita, Hitachi, Pioneer, Sony oder Fujitsu produzierten den standardisierten PC und drangen so neben Büros auch in heimische Wohnzimmer vor.

In Sapporo, der Hauptstadt von Japans nördlicher Insel Hokkaido, begleiteten zwei Brüder diesen gesamten Werdegang mit ihrer Software. Ursprünglich im März 1973 als Cafe geplant, stiegen Hiroshi Kudo und sein jüngerer Bruder Yuji ins Amateurfunkgeräte-Geschäft ein. Geräte, die sie selbst nutzten, reparierten und selbstverständlich auch verkauften. Yuji versuchte bereits Jahre zuvor Fotos von Zügen zu verkaufen, u.a. von der berühmten Hudson Railroad New Yorks. Ein Unterfangen, was er damals Hudson Production taufte. Angelehnt daran wurde ihr Amateurfunkgeräte-Geschäft schlicht CQ Hudson, mit einer Biene als Logo. Denn die Biene hieß auf japanisch Hachi, was ebenfalls acht bedeutete und JA8 war die Funkgerät-Kennung für die Insel Hokkaido.

Wenige Jahre darauf, entdeckte Yuji Kudo, auf einer Geschäftsreise in die USA, deren enormes Heimcomputer-Angebot. Angestachelt davon vertrieben die Brüder von 1978 an NECs erwähnten TK-80 und weitere 8-Bit Computer, wie den Commodore PET, Radio Shack’s TRS-80 oder Sharp’s MZ-80K. Geräte, die sich nicht von Anfang an gut verkauften. Es schien schlicht wenig ansprechend, auf Bildschirme mit Basic Interpreter zu starren. So begann Yuji, der langsam Programmieren lernte, den PCs mehrere kurze Spiel-Demos beizulegen. Ihre Kunden liebten die kostenlose Dreingabe und so fing Hudson an, ihre winzigen Spiele in Zeitschriften zu inserieren und per Post ins gesamte Land zu verschicken. Ein Vorhaben, das nahezu explodierte und sie 1979 zu Hudson Soft machte. Anfang der 80er konstruierte zwischenzeitlich jede namenhafte japanische Firma einen eigenen Computer und für jede dieser Maschinen stellte Hudson Soft Programmierer ein, um die Software-Nachfrage decken zu können. Womit sie in diesen Jahren Japans größter Software-Anbieter wurden.

Auf diese Weise entstand bereits 1980, parallel zu Pac-Man, für Sharp’s MZ-80K eine simple Produktdemo namens „The Bomber Man“. Ein Konzept, was Jahre später noch eine große Rolle spielen sollte. Bedeutend wichtiger für Hudson Soft’s aktuelle Laufbahn war jedoch, dass ihr Basic Interpreter für Sharp’s MZ-80K schneller lief als deren Original. Da NEC ihren PC-8001 mit einem eingebauten Basic Interpreter von Microsoft auslieferte, ging Sharp mit ihrem folgenden X1 ähnliche Wege. Wofür sie 1982 das Betriebssystem bei Hudson Soft in Auftrag gaben. Auf selbigem X1 feierten die Software-Produzenten mit Dezeni Land 1983 auch ihren ersten großen Spiele-Hit. Während in der westlichen Welt Infocom’s Zork, Scott Adams‘ Adventureland oder Sierra Online’s Mystery House das Adventure-Genre prägten, war es in Japan Hudson Soft’s komödiantische Parodie eines Walt Disney Parks.

Zeitgleich machte Sharp Nintendo mit Hudson Soft Bekannt. Denn der japanische Computerhersteller lieferte ebenso Chips, welche Nintendo für die Produktion ihres 8-Bit Family Computers benötigte. Durch diese Beziehung produzierte Hudson im Auftrag Nintendos Family Basic fürs Famicom. Ein Modul, welches sich in Nintendos Spielkonsole stecken ließ und wodurch jedes Kind mit Hilfe der passenden Tastatur auf dem Famicom programmieren lernte.

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