PC-Engine / TurboGrafx-16 – Hudson’s und NEC’s modulare Spielkonsole

by Pandur

Ungeachtet des sich erst langsam abzeichnenden Misserfolges der PC-FX, brachte deren Entstehung jedoch 1995 auch der PC Engine ein neues Feature. Um besagte Anime-Videos abspielen zu können, entwickelte Hudson damals HuVideos. Die PC-FX spielte diese Full-Motion-Videos mit 30 FPS ab. Nachträglich erkannten Hudson’s Ingenieure, dass sich dieses Format auch auf der PC Engine realisieren ließe, würden sie bloß die Standard-CD-ROM-Funktionen umgehen. Dank diesem Ansatz erhielt Gulliver Boy FMV Sequenzen in 192×112 Pixel-Auflösung bei immerhin 12 FPS. Heutzutage klingt das aufgrund der Briefmarkengröße sowie des Ditherings lachhaft. Aber für 80er Jahre Hardware war es eine Glanzleistung!

Die Kuusou Kagaku Sekai Gulliver Boy Anime-Fernsehserie entstammte wie Tengai Makyou Teruhisa Hiroi’s Fantasie. Sie flimmerte von Januar bis Dezember 1995 über die Bildschirme. Wodurch sie die japanische Jugend beim Mai Spiel-Release bereits verschlang. Wie der übersetzte Titel „Imagination Science World Gulliver Boy“ bereits vermuten lässt, basierte Teruhisa auch diese Welt in der Realität, versetzte sie jedoch mit Magie. Als Held Gulliver Toscanni von der Magie-Akademie in seine Heimat Venedig zurückkehrte, fiel das Spanische Kolonialreich dort ein und tötete seinen Vater. Auf Rache sinnend bereiste Gulliver daraufhin die flache Welt des 17. Jahrhunderts und legte Bösewicht Doga das Handwerk. Mit dem typischen Final Fantasy Active Time Battle Kampfsystem und einem spärlichen Ausrüstungssystem war Gulliver Boy ein eher schlichtes Rollenspiel. Aber die großen Figuren, farbenfrohe Grafik und vor allem zahlreichen Anime Zwischensequenzen machten es zu einem der letzten Highlights der PC Engine. Ähnlich Tengai Makyou’s setzte Hudson Soft es im Folgejahr für Super Famicom und Saturn um.

Mit Seiya Monogatari: AnEarth Fantasy Stories, was übersetzt so viel bedeutet wie „eine Weihnachtsgeschichte“, endeten Hudson Soft’s PC Engine Titel im Dezember 1995. Das JRPG mit dem ungewöhnlichen Charaktererschaffungssystem wird gerne als das finale Geschenk für die treuen PC Engine Käufer angesehen.

Hudson Soft’s Führungsriege war damals überzeugt, Sega würde als Sieger aus dem 32-Bit Konsolenkrieg hervor gehen. Weshalb sie umsatzstarke Spielereihen wie Bomberman auf der Saturn fortsetzten. Selbiges galt für Teruhisa Hiroi und dessen Red Company. Seine folgende japanische Steampunk Reihe Sakura Wars fand ebenso auf Sega’s Saturn eine Heimat.

NEC Avenue produzierte 1996 weiterhin PC Engine Titel wie das Golfspiel Go! Go! Birdie Chance, den Puzzler Puyo Puyo CD Tsuu, die Lebenssimulation Virgin Dream oder das erotisch angehauchte Shoot’em up Steam Hearts. 1997 wendeten sie sich aber auch von ihrer nunmehr zehn Jahre alten Konsole ab und stellen sämtliche zuvor angekündigten Spiele ein. Etwas überraschend folgte im Sommer 1999, also drei Jahre später, mit Dead of the Brain die Portierung eines 1992er Horror-Adventures. Womit die Gesamtzahl der PC Engine Spielbibliothek auf 678 Spiele anstieg. Gut ein Drittel davon HuCard Games, der Rest CD-ROM Titel. Alle kuriosen PC Engine Variationen zusammen gerechnet, brachte NEC dreizeheinhalb Millionen Konsolen unters Volk. Eine stolze Summe, für den ersten Versuch einer Spielkonsole!
Dennoch sah die Nippon Electric Company nach dem Misserfolg der PC-FX von weiteren Konsolen-Eigenkonstruktionen ab. Wie zuvor halfen sie lediglich Dritten bei deren Experimenten. So konstruierte NEC beispielsweise den Chipsatz für Sega’s Folgekonsole, die Dreamcast.

Das ursprüngliche Hudson Soft fand 2005 sein endgültiges Ende. Mit dem Konkurs der japanischen Hokkaido Takushoku Bank, brach den Entwicklern bereits im März 1997 ihr finanzieller Rückhalt weg. Die Hokkaido Takushoku Bank war zu der Zeit nicht nur eine der fünf größten japanischen Banken, sondern ebenso Hudson Soft’s einzige Quelle für Kredite. Zur Finanzierung ihrer Projekte bauten sie auf diese Kredite, welche sie in dem Monat völlig unerwartet zurückzahlen mussten. Eine unmögliche Forderung! Die vermeintliche Hilfe eilte in Form von Konami herbei. Von dem Moment an, erwarb die ehemalige Konkurrenz immer größere Anteile Hudson Soft’s und übernahm diese 2005 komplett. Schlüsselfiguren wie Gründer Hiroshi Kudo oder Bomberman Designer Shinichhi Nakamoto stiegen an dem Punkt aus. Woraufhin Konami deren Hauptquartier zu sich nach Toyko verlegte und das einstige Hudson Soft immer weiter verschwand. Seit März 2012 existiert es nun lediglich noch als Label Konami’s.

Einzelnachweise:

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