System 3 – Von The Last Ninja zum Baugiganten

by Pandur

Von da an ging es für System 3 langsam Berg ab. Viele kleine Studios machten damals mit dem Ende der Commodore Ära dicht. System 3 versuchte, wie die meisten Überlebenden, auf anderen Plattformen Fuß zu fassen. Es gelang Mark einen Vertrag mit Opus Studio aus Japan abzuschließen, wodurch sie Desert Strike in Europa vertreiben durften. Als nächstes versuchte sich System 3 mit einer Last Ninja Version für die neu erschienene Playstation, aber Sony verwehrte die Lizenz dafür. Es dauerte volle drei Jahre, bis System 3 1997 ihr nächstes Spiel herausbrachte. Mit dem Echtzeitstrategiespiel Constructor für den PC beschritt System 3 in jeder Hinsicht neues Gelände. Das Spiel, was wenige Wochen vor Theme Hospital erschien, wirkte tatsächlich wie das typische Bullfrog Produkt der damaligen Zeit und war eine Kreuzung aus Sim City und Theme Park. Mit dem Ziel eine Stadt zu bauen, in der Leute wohnen wollte, begann der Spieler mit einem Hauptquartier samt Polier und Arbeitsteam. Mit diesem musste er ein Sägewerk errichten, was wiederum Holz für die erste Hütte oder Blockhaus lieferte. Diese Häuser konnten wiederum an neue Bewohner verkauft werden. Je länger das Haus leer stand, desto weiter stieg der Verkaufspreis, aber gleichzeitig die Chance das Kakerlaken, Hippies oder Geistern einzogen, die dann mühsam beseitigt werden mussten. Bewohnte Häuser erzeugten Nachwuchs und aus diesem konnte der Spieler neue Poliere oder Arbeiter für seine Teams machen, die wiederum die Fabriken betrieben oder neue Gebäude errichteten. Constructor erschien für System 3 zum genau richtigen Zeitpunkt, da Bullfrog das Genre zur Höchstform gepusht hatte und auch System 3 dadurch Millionen Exemplare verkaufte. Es wurde nach Last Ninja zum am meisten nachgefragten System 3 Spiel. Für die internationale Vermarktung von Constructor tat sich Mark mit Acclaim zusammen, wodurch sie wiederum die Erlaubnis bekamen das Spiel für Sony’s Playstation umzusetzen. Constructors leitender Programmierer John Twiddy baute das Konzept zwei Jahre später mit Constructor: Street Wars zu einem Mafia-Game aus, bei dem der Spieler zusätzlich Gangs befehligen musste, die lästige Anwohner vertrieben und sich mit rivalisierenden Banden duellierten.

Während des dreijährigen Zeitfensters, in dem Virgin Interactive den Status als eigenständige Publisher verlor und an Interplay und Titus Software verkauft wurde, ging System 3 eine Vertriebspartnerschaft mit Virgin ein. Wodurch Marcs Firma zum Ende der Playstation 1 Ära Spiele wie Silent Bomber, Toshiden 4, Guilty Gear und Crisisbeat vertrieb. Als Virgin 2003 vollständig in Titus Software integriert war, gründete Marc Cale das „Play It“ Label, unter welchem sie für 10-15 Euro ältere Spiele auf Konsolen wie dem Game Boy Advance, Nintendo DS, Playstation 1, aber hauptsächlich Playstation 2 vertrieben. Zwar ließen die Billigspiele keine großen Gewinnmargen zu, aber „Play It“ wurde für Sonys Plattformen der siebtgrößte Publisher, was die verkauften Stückzahlen an ging. Besonders guten Absatz erzielte erneut Toshiden 4 aber auch James Pond 2: Codename: RoboCod.

Zur gleichen Zeit machte das System 3 Studio durch die Ankündigung von Last Ninja – The Return wieder von sich reden. Sie demonstrierten erste Bilder des 4. Teils der Last Ninja Reihe auf der E3 2003 und kündigten es für einen 2004 Release auf der Xbox an. Wofür sie einen Vertriebsvertrag mit EA abgeschlossen hatten. Last Ninja – The Return sollte die Spielreihe erstmalig in eine dreidimensionale Welt heben und dafür ein deutlich komplexeres Kampfsystem erhalten. Unbewaffneter Kampf, war ebenso geplant wie Nahkampfwaffen, Projektile und magische Waffen. Gepaart mit Stealth-Gameplay und einer KI für natürliches Verhalten, welche den Gegnern Persönlichkeit einhauchen sollte. Doch während sie an Last Ninja 4 arbeiteten, beobachteten sie ebenso die Konkurrenz und sahen was Tecmo’s Ninja Gaiden oder Konamis Metal Gear alles leisteten. Als sie nach zwei Jahren Entwicklung immer wieder das Gefühl hatten, nur dem aktuellen Stand der Konkurrenz nachzueifern, stellten sie das Projekt ein.

Das liegt nun bereits mehr als zehn Jahre zurück. Seitdem ist ein Last Ninja Nachfolger immer noch das am meisten Nachgefragte Spiel bei Marc und John. Aber wie Marc erklärte, liegt das Problem in der Art und dem Umfang des Spiels begraben. Die überwiegende Spieleranzahl, welche nach Last Ninja 4 fragt, will kein isometrisches Spiel wie damals, sondern tatsächlich eine Umsetzung in einer 3D Welt á la Assassins Creed. Doch das kleine System 3 Studio ist nicht in der Lage so ein 80-Millionen-Dollar-Projekt aus dem Boden zu stampfen und die hohen Standards der Konkurrenz zu übertreffen, um daraus garantiert einen Hit zu machen. Womit es wahrscheinlich nie ein Last Ninja 4 geben wird, oder wenn doch eine hohe Chance besteht, dass es das letzte System 3 Spiel wird.

Seitdem hat System 3 an ihrem etablierten Konzept festgehalten, alte Spiele neu aufzulegen, ohne selbst neue eigene Ideen zu realisieren. Im Sommer 2006 kaufte Mark die Rechte an sämtlichen alten Epyx Spielen wie California Games, Winter Games usw. Wodurch 2007 als erstes eine Neuauflage von Impossible Mission für PS2, PSP, Nintendo DS und Wii erschien. Im selben Jahr stellte Mark das „Play It“ Label wieder ein, da der veränderte Herstellungsprozess der Spiele sich für die neue Playstation 3 sich nicht mehr rechnete. Seitdem vertreibt System 3 seine Spiele überwiegend digital, wie z.B. über das Playstation Network. In jüngster Geschichte haben sie eine Überarbeitete Version ihrer alten Hits Super Putty und Constructor für sämtliche gängigen Systeme herausbracht. Der sollte eigentlich eine Last Ninja HD Version folgen. Doch bereits die erste Ankündigung dafür zog bei weitem nicht so viele Interessenten an, wie sich System 3 erhofft hatte. Die für den 28. Februar 2017 angedachte Kickstarter-Kampagne begann nie, da Mark schätzte die ca. 20.000 Fans würden nicht die benötigten 3.000.000 US Dollar für die Realisierung erzeugen und System 3 nicht den gleichen Fehler wie Peter Molyneux mit seiner Godus Kampagne machen wollte. Somit ist im nunmehr 35. Jubiläumsjahr von System 3 ein weiteres Last Ninja immer noch in weiter Ferne.

Einzelnachweise:

You may also like

Cookies sind für die korrekte Funktionsweise einer Website wichtig. Wir verwenden diese zur Personalisierung von Inhalten und Anzeigen, zur Einbindung von sozialen Medien sowie für Zugriffsanalysen auf unsere Website. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärt ihr euch damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Klickt auf "Ich stimme zu" um dies zu akzeptieren oder lest "Datenschutzeinstellungen" zu den von uns verwendeten Arten von Cookies. Ich stimme zu Datenschutzeinstellungen