Dank dem gewaltigen Erfolg von Driver 1 und den fehlenden Lizenzen war es unausweichlich, dass Reflections Interactive umgehend mit der Produktion von Driver 2: Back on the Streets begann. Nachdem sie für den ersten Teil vier perfekte amerikanische Städte mit entsprechenden bekannten Filmvorlagen gefunden hatten, entschied Martin für Teil 2 international zu werden. Es entstanden digitale Versionen von Chicago, Havana, Las Vegas und Rio. Immer noch auf der Playstation 1 und effektiv ein Jahr vor GTA 3 trieb Martin sein Team zu neuen Höchstleistungen an. Die vier deutlich größeren Städte bekamen nun ebenfalls kurvige Straßen. Denn Teil 1 hatte nur aus langen Graden und 90° Kurven bestanden. Aber die drastischste Änderung der Spielmechanik war wohl, dass Tanner nun jederzeit aus seinem Wagen aussteigen und neue Fahrzeuge beschlagnahmen konnte. Was in Bezug auf die Animationen etwas merkwürdig aussah, jedoch schlichtweg an der Hardware der PS1 und dem somit begrenzten Detailreichtum lag. Obendrein erhielt Driver 2 einen 2-Spieler Split-Screen Modus und Zwischensequenzen, welche hauptsächlich vor den Missionen die Geschichte weitersponnen. In welcher John Tanner, mittlerweile im Dienste des FBI, mit seinem neuen Partner Tobias Jones die Geschäfte des Geldwäschers Pink Lenny untersuchte und dabei allmählich Waffengeschäfte nach Brasilien verfolgte.
Obwohl der Fahrzeugwechsel, das verbesserte Städte-Design und der Mehrspieler-Modus von den meisten positiv aufgenommen wurden, kritisierten die Magazine den unausgewogenen Schwierigkeitsgrad und vor allem die technischen Probleme wie plötzlich aufpoppende Objekte oder komplettes Ausbremsen der Engine. Entgegen der 87% Durchschnittswertung von Driver 1 kam Driver 2 lediglich auf 62% und verkaufte etwas mehr als 300.000 Exemplare.
Diese Probleme waren indirekt auf ihren neuen Besitzer zurück zu führen. Denn bereits einen Monat nach dem Verkauf an GT Interactive, im Januar 1999 fuhr der Publisher durch seine Akquirierungen weiterer Firmen einen Verlust von 90 Millionen Dollar ein. Womit GTI Chef Ron Chaimowitz im Februar 1999 abgesetzt wurde. Trotz umfangreicher Rekonstruktionsversuche führten fünf zu spät erscheinende Spiele im ersten Quartal 2000 weitere 95 Millionen Dollar Verlust mit sich. Welche auch die Verkäufe des ersten Drivers nicht auffangen konnten. Ein halbes Jahr nach dem Driver 1 Release hatte GTI 10,5 Millionen Dollar Schulden und wurde im Dezember 1999 von Infogrames aufgekauft, heute besser bekannt als Atari. Womit Reflections ihre Freiheit eingebüßt hatte und sich an enge Zeitpläne halten musste.
Selbstverständlich galt das genauso für Driver 3, welches Reflections auf neue technologische Hürden stoßen ließ. Denn wo sie früher bei Psygnosis als weltweit erste direkten Zugriff auf das Entwicklerkit hatten und sogar dessen Entstehung durch Psygnosis miterleben konnten, bekamen sie für die Playstation 2 lediglich technische Spezifikationen genannt. Welche sie bei der Planung von Driver 3 als Grundlage für den Detailgrad der Städte und Kapazität der Engine nutzten. Auf die versprochene Leistung zuzugreifen, erwies sich jedoch als absoluter Albtraum. Wohingegen sie auf der PS1 innerhalb eines Tages ein fertig modelliertes Auto hatten, brauchten sie Monate um das Gleiche auf der PS2 zu bewerkstelligen. Das führte zu einem enormen Zeitverlust und hätte bei ihrer früheren Firmenstruktur schlichtweg zu einer Verschiebung geführt. Aber unter ihrem neuen Schirmherren Atari, der ebenfalls finanziell in die Schieflage geriet, musste sich Martins Team an den geplanten Erscheinungstermin halten. Wofür sie entsprechend Kompromisse eingingen und geplante Features wegfallen ließen. Da sie logischerweise mit den Autofahrten anfingen, kam der Fußgänger-Teil von Driver 3 deutlich zu kurz und das wo ihre Driver 2 Erfahrungen in der Beziehung schon nicht erfreulich gewesen waren.
Während Driver 2 ein Jahr vor GTAs Vorstoß in die 3D Welt erschienen war, lieferte DMA Design zwischenzeitlich GTA3 und GTA Vice City ab. Womit sich Driver 3 zu allem Überfluss auch noch damit messen musste und deutlich mehr GTA Elemente übernahm. Driver 3 bekam komplette Missionen, die zu Fuß erledigt werden mussten und deutlich mehr Variation in Punkto Fahrzeugauswahl, inklusive Motorrädern und Booten. Genauso war es zum ersten Mal möglich Passanten zu überfahren oder zu erschießen. Besonders letzteres, also das Kampfsystem und die Fußgänger-Steuerung allgemein wurden zum größten Problem für Driver 3. Da machte es kaum einen Unterschied, dass das Reflections typische Fahrzeug-Schadensmodell nun auch Einschusslöcher umfasste und Treffer von Hinten den Kofferraum aufspringen ließen. Driver und GTA waren zu direkten Rivalen geworden und Driver zog den kürzeren. Beim Erscheinen im Juni 2004 bekam Driver 3 auf PS2 und Xbox eine 56% Durchschnittswertung und die PC Version sogar nur 40%. Driver 3 verkaufte immer noch ca. 2 Millionen Exemplare auf PS2 und Xbox zusammen. Aber das war kein Vergleich zu den von 14,5 von GTA3 und 17,5 Millionen von Vice City.
Der Kleinkrieg zwischen den beiden ehemaligen Psygnosis Studios wurde aber nicht nur im realen Leben, sondern ebenso in ihren Spielen ausgetragen. DMA Design hatte in GTA3 damit begonnen. Das Spiel schloss eine Mission namens „Two-Faced Tanner“ ein. In welcher der Spieler einen Polizisten töten musste, der abgesehen vom Namen des Driver Hauptcharakters absichtlich schlechter animiert war und sich wie eine Frau bewegte. Reflections holte in Driver 3 zum Gegenschlag aus, indem sie sich über GTA Vice Citys Tommy Vercettis fehlende Schwimmkünste lustig machten. Der in Driver 3 auftauchende Timmy Vernicellis trug ein Hawaii-Hemd und zwei rote Schwimmflügel.
Was Reflections ehemaligen Gründer, Martin Edmondson, an ging, feuerte Atari ihn nach Driver 3 als Creative Director des Studios. Woraufhin Martin Atari auf einseitigen Vertragsbruch verklagte. Das Verfahren wurde ein Jahr später im August 2005 beigelegt, indem Atari Martin 4,3 Millionen Dollar zahlte.