Remedy Entertainment – Die verdorbenen Träume der finnischen Future Crew

by Pandur

Ferner landete Remedy zu guter Letzt mit Alan Wake 2 wieder bei Microsoft. Die waren an der Fortsetzung zwar nicht interessiert, fanden aber sehr wohl Gefallen an dem Live-Action-Part sowie der Manipulation der Umwelt. Sie beauftragten Remedy daraus ein neues IP für Microsoft zu machen, das auf einer Fernsehserie aufbaute. Beide Parteien einigten sich darauf, dass Zeitreise das optimale Thema für den Film bzw. das Spiel sei. Remedy griff das Konzept ihrer „Quantum Suicide“ Episode von „Night Springs“ auf. Diese war auf einem Fernseher zu Beginn von Alan Wake zusehen. Sie handelte von einem Wissenschaftler, der sich selbst nicht mit einer geladenen Pistole erschießen konnte, weil eine Maschine alle möglichen Realitäten so veränderte, dass die Waffe in seiner Realität stets eine Fehlzündung hatte. Damit das Geschichtskonstrukt nicht zu weit hergeholt erschien, konsultierte das Schreibertrio CERN Wissenschaftler Syksy Räsänen. Die Lehrstunden in theoretischer und Quantenphysik führten zu den fiktiven „Meyer-Joyce Partikeln“ des Spiels. Darüber hinaus ließen sie sich von Filmen wie Inception, Terminator, Fight Club und Collateral anregen. Wie komplex das Ergebnis wurde, verdeutlichen vermutlich am besten die Zwischensequenzen. Der Spieler konnte Entscheidungen treffen, die zu 48 Variationen der vier Filmsequenzen führten. Der Begriff Filmsequenzen wird dem Dargebotenen jedoch nicht völlig gerecht. Sie sind tatsächlich der Faktor, der Quantum Break von zuvor dagewesenen Spielen unterschied. Der Spieler in der Rolle des „guten“ Jack Joyce, durchquerte ein oder zwei Stunden realistisch designte Level mit Motion-Capture gefüllten Personen. Dann durfte er für fünf Minuten in den Körper des „bösen“ Paul Serene schlüpfen und als dieser eine Entscheidung treffen, die beide Parteien beeinflusste. Woraufhin eine 25-minütige Filmsequenz folgte, welche die Konsequenzen beinhaltete und die Ereignisse auf Seite der „Bösen“ wiedergab. Diese Live-Action Episoden lassen sich am ehesten als spannende Folgen einer Fernsehserie beschreiben. Sie waren die Versinnbildlichung von Microsofts damaliger Vision der Xbox One als Entertainment System und wohl der Hauptgrund, warum der Konzern Quantum Break überhaupt finanzierte.
Die Hauptrollen der Serie bzw. des Spiels übernahmen Shawn Ashmore, Dominic Monaghan, Aiden Gillen und Lance Reddick. Vier Darsteller waren ebenso der Grund für den erstmalig nicht personenbezogenen Spieltitel. Denn Remedys anfänglicher Plan umfasste vier Charaktere, die vom Spieler gesteuert werden konnten. Das Prinzip zerstückelte das Gameplay jedoch zu sehr und lenkte den Fokus von der eigentlichen Handlung ab, weshalb es zu einer Reduzierung auf zwei kam. Der Zentrale Held, Jack Joyce, sowie die Handlung folgten jedoch erneut Remedys typischen Grundprinzipien. Jeder erzählte Jack, es wäre unmöglich den Verlauf der Zeit zu ändern, doch Jack war zu engstirnig, um es nicht wenigstens zu versuchen. Sein Bruder William, hatte die Zeitmaschine zusammen mit ihrem Freund Paul erfunden. Sie hatten sich aber auseinander gelebt und William starb beim ersten Einsatz der Zeitmaschine, womit die kaputte Familie erneut die Basis des Spiels bildete. Außerdem versuchte jeder von ihnen aus Schuld in der Zeit zurück zu reisen und seine Fehler wieder gut zu machen. Das Medium von Quantum Break war ganz klar eine Fernsehserie, deren Handlung Jack selbst als Erzähler bei einem Verhör von sich gab. Ähnlich wie Alan Wake seinen Roman selbst erzählte.
Nach Licht in Alan Wake, wurde in Quantum Break Zeit die eigentliche Waffe. Der Spieler durfte in den Leveln nebenbei Chronon Partikel einsammeln und dadurch rollenspielartig seinen Charakter mit neuen Fähigkeiten ausstatten. Sie begannen beim typischen Blinzeln-Effekt, um in eine Richtung zu teleportieren. Reichten über einen Zeitschild, um heran-fliegende Kugeln a la Matrix in der Luft anzuhalten, und „Time Blast“, welcher Feinde in einer Zeitblase einfror. Bis hin zum Zurückdrehen von Zeit. Einer Fähigkeit die sich Remedy bei „Prince of Persia: The Sands of Time“ abguckte. Sie war neben der erwähnten Zeitblase nötig, um diverse Umgebungsrätsel zu lösen. Ein zerfallenes Gerüst konnte auf diese Weise wieder aufgebaut werden, oder ein haltender LKW zurückgefahren werden, um einen Weg frei zu machen oder schlichtweg als Sprungfläche genutzt zu werden. Damit die Macht der Fähigkeiten nicht überhand nahm, stellten sich Jack Soldaten in Zeitanzügen in den Weg, die ähnlich schnell die Position wechseln konnten und gleichzeitig deutlich besser gepanzert waren. Der Spieler selbst wurde von Level zu Level von unterschiedlichen Freunden begleitet, welche das Spielgeschehen beinahe so gut mit Leben füllten, wie es Elizabeth in BioShock Infinite oder Alyx in Half-Life 2 taten. Außerdem waren in den Leveln selbstverständlich wieder Verweise auf Remedys frühere Spiele, wie Bücher von Alan Wake oder dessen gesamte Geschichte an einer Tafel im Hörsaal der Uni. Der Höhepunkt war jedoch der Trailer einer Alan Wake Fernsehserie, in dem zwei FBI Agenten Alans Fall untersuchten. Der männliche Counterpart wurde natürlich erneut von Sam Lake verkörpert.
Quantum Break erschien Anfang April 2016 simultan für Xbox One und Microsoft Windows. Die Kritiken wurden zu einem Wechselbad der Gefühle. Einige Magazine gaben Quantum Break 10 Sterne Höchstwertungen, weil Remedy es geschafft hatte eine Zeitreise Story in einem Computerspiel exzellent zu realisieren. Manche gingen sogar soweit, zu empfehlen sich nur deswegen eine Xbox zu kaufen. Andere bemängelten die sich relativ ähnlich sehenden Locations oder dass die Entscheidungen nicht den Ausgang verändern würden und gaben dem Spiel deshalb gerade mal 3 Punkte. So kam Quantum Break nur auf eine Durchschnittswertung von 77. Obwohl Microsoft keine offiziellen Verkaufszahlen herausgab und diese schlecht nachzuvollziehen waren, weil die PC Version zeitweise nur über Windows Store erhältlich war, darf von einem massiven Erfolg ausgegangen werden. Microsoft verkündete zumindest, dass die Vorbestellungen bereits ihre Erwartungen übertroffen hatten.

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