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Psygnosis – Vom Vertrieb edler Verpackungen zu Sony’s Playstation Entwicklerteam

by Pandur
Mitte der 80er aus der Asche von Imagine Software entstanden, sammelten sie eine unglaubliche Menge talentierter Entwickler an. Zusammen mit Cinemaware und LucasArts definierten ihre Spiele einen neue Standards. Sie hoben Grafik über alles und schufen Spiele mit einem erkennbaren Artstyle. Als einflussreichster britischer Publisher beherrschten sie 40% des europäischen Videospielemarktes. Dies ist die Geschichte von Psygnosis.

Ende 1982 gründeten zwei gerade mal 23 Jungs in Liverpool eine Firma, welche in die Videospielegeschichte eingehen sollte: Imagine Software. Wenige Wochen später, zum Weihnachtsgeschäft 82 landeten sie mit Arcadia auf dem ZX Spectrum und VC-20 bereits einen gewaltigen Hit. Im Folgejahr, 1983, wurden sie durch 13 veröffentlichte Spiele bereits zum größten britischen Videospieleentwickler der damaligen Zeit, mit angeblich bis zu 1 Millionen Pfund Umsatz pro Monat. Imagine Software hatte brillante PR Kampagnen, die neben den typischen Computerzeitschriften-Anzeigen sogar Berichte einschlossen, welche in allgemeine Zeitungen und ins Fernsehen vordrangen. Eine der berühmtesten Stories drehte sich um Eugene Evans, der den Berichten zu Folge stolze 35.000 Pfund pro Jahr durch Spieleprogrammierung verdiente. Auch wenn es tatsächlich nur die Hälfte war, war es das äußerst beeindruckend und eine Geschichte, die verständlicherweise unzählige britische Jugendliche Programmierer werden ließ. Nach einem angeblichen Umsatz von 8 Millionen Pfund 1983, zogen sie nicht nur in ein viergeschossiges Gebäude im besten Stadtviertel um, sondern spendierten sämtlichen Angestellten sogar Porsche Firmenwagen. Zu der Zeit begann Imagine Software mit der Produktion zweier Megagames, wie sie diese selbst bezeichneten.
Computerspiele wurden 1984 und auch noch ein Jahrzehnt später meist von einzelnen Personen programmiert. Aber diese beiden Spiele, Bandersnatch und Psyclapse, wurden von 15 Mann Teams entwickelt und sollten mit Hardwareerweiterungen für den Spectrum und C64 ausgeliefert werden, um „echten Sound“ und Zeichentrickfilmanimationen gewährleisten zu können. Statt den 6 Pfund ihrer ersten Spiele, sollten diese beiden Spiele deshalb 40 Pfund kosten. Das Vorhaben führte jedoch zu diversen Problemen. Zum einen war da die ungewohnte Teamarbeit, die keiner so Recht zu koordinieren wusste und zum anderen sollten sich die Planungs- und Herstellungskosten der Zusatzhardware 1 – 2 Millionen Pfund belaufen. Als der britische Fernsehsender BBC im Mai 1984 bei Imagine Software eine Doku über die britische Softwareszene drehen wollte, filmten sie stattdessen die Schließung der Firma.

Durch diesen dramatischen Untergang entstanden in den Folgemonaten drei andere britische Softwarefirmen. Einige ehemalige Imagine Programmierer gründeten das vermutlich unbekannteste der drei: Denton Designs. Dann war da Spectrum Software, die 1983 im Schatten von Imagine Software entstanden waren. Sie kauften die Rechte an beinahe allen Spielen und erwarben außerdem einige von Imagines Sage IV Entwicklungsmaschinen, wodurch sie an den Quellcode diverser Titel kamen. Ein boost, der diese Firma als Ocean Software berühmt werden ließ. Die dritte Firma war Psygnosis. Ihre Entstehung war jedoch etwas komplizierter.

Als sich der Konkurs von Imagine Software Anfang 84 andeutete, taten sich Imagines Finanzdirektor, Ian Hetherington, und Mitgründer David Lawson zusammen. Sie überredeten 20 Entwickler für die Weiterentwicklung der beiden Megagames in ihre neue, streng geheime Firma Finchspeed zu wechseln. Mit der Behauptung, Finchspeed besäße bereits 1,5 Millionen Pfund für die Fertigstellung. Während Ian und David in die USA flogen, um dort das versprochene Kapital für ihre neue Firma zu beschaffen, ging Imagine Software unter. Dadurch dachte Bruce Everiss, der für Imagines Marketing und Verkäufe zuständig war, das Duo wäre in die USA geflohen, um eventuellen Strafen zu entgehen und brachte ihren Verbleib an die Öffentlichkeit. Wodurch Ians und Davids geheimer Plan langsam aufflog und Finchspeed hinfällig wurde.
Parallel dazu versuchte Sinclair Research 1984 einen neuen Heimcomputer auf Basis des Motorola 68.000er Prozessors zu entwickeln, der im Gegensatz zu ihren früheren Modellen ebenso Spieletauglich werden sollte. Als Ian und David davon hörten, handelten sie mit Sinclair Research einen Deal aus. Ihre jetzt Fireiron genannte Firma, sollte die Megagames für den neuen Sinclair QL entwickeln. So kaufte Sinclair Research aus dem Imagine Nachlass die Rechte an Bandersnatch sowie Psyclapse für läppische 700 Pfund und finanzierte obendrein die komplette Entwicklung durch Fireiron. Aber ähnlich wie Imagine Software ging es auch mit Fireiron weiter. Sinclair machte Druck, weil Fireiron Deadlines verpasste und das Duo sah sich bereits wieder auf das Ende ihrer Firma zusteuern. Aber im Austricksen anderer Leute waren Ian und David mittlerweile geübt. Sie benannten das vertraglich als „Bandersnatch“ betitelte Megagame in Brataccas um und entwickelten es stattdessen für den Atari ST, der ebenfalls auf der 68.000er Architektur basierte. Da Sinclair währenddessen Pleite ging und von Amstrad aufgekauft wurde, blieb dieser Betrug tatsächlich unbemerkt und sie kamen damit davon. Nichts desto trotz brauchten sie weiterhin Kapital. Das fanden sie dieses Mal in Form von Richard Talbot Smith, dem Liverpools einziges Stahlwerk sowie ein Mercedes Handel gehörte. Richard Talbot Smith war jedoch etwas schlauer als Sinclair Research. Er stellte Ian und David den erfahrenen Geschäftsmann Jonathan Ellis zur Seite, um das Tagesgeschäft zu überwachen. So gründeten Ian Hetherington, David Lawson und Jonathan Ellis am 3. Juli 1985 Psygnosis.

Das Psygnosis Logo und der Firmenname selbst waren das Werk von Roger Dean, einem bekannten englischen Zeichner, der zu dem Zeitpunkt bereits Album Cover wie Fragile von Yes oder Asia von der gleichnamigen Band entworfen hatte. Imagine Software war ein halbes Jahr vor der Firmenschließung mit Roger Dean in Kontakt getreten, seine damaligen Werke jedoch nie veröffentlicht worden. Aber durch die Beziehung standen Ian und David bereits mit Roger in Kontakt. Sie wünschten sich von ihm etwas das Wissen und die Zukunft symbolisierte. Roger Dean verkörperte das in einer Art Roboter-Eule. Den Namen Psygnosis setzte er aus den lateinischen Wörtern, Psy für Gedächtnis und Gnosis für fortschrittliches Wissen zusammen. Eigentlich etablierten Ian und David, in Gedenken an Imagine Software, jedoch zwei Labels. Psygnosis für die Adventures sowie strategischen Spiele und Psyclapse, den Namen des früheren Megagames, für ihre Actionspiele. Psyclapse war somit beispielsweise auf Verpackungen von Menace, Ballistix oder Anarchy zu finden. Psygnosis lies diese Unterscheidung jedoch 1990 gänzlich fallen. Roger Dean hingegen blieb von da an für sechs Jahre Psygnosis Designer der Cover Artworks. Meisterwerke, die von den Fans geliebt wurden, aber ebenso Kritik einstecken mussten, weil sie fasst nie etwas mit dem Spiel zu tun hatten. Eine Problematik, die schlichtweg entstand, da Roger das Cover des Spiels malte, wenn das eigentliche Spiel nur in den Köpfen der Programmierer existierte.

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